Es ist manchmal richtig schön, überrascht zu werden. So wie an diesem Wochenende in Köln. Die Erwartungen an das Live-Konzert von Eric Clapton waren nach der Veröffentlichung der Altherrenplatte „Old Socks“ schließlich nicht sonderlich hoch – zu gemächlich klingt sein 20. Solo-Album, zu fad, zu belanglos. Doch der Gitarrengott hat es wieder einmal allen gezeigt. Von wegen alte Socke.
In der Kölner Lanxess-Arena bewies der ergraute, lässig wirkende Clapton bei seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum einmal mehr, warum er (nach Jimi Hendrix) als zweitbester Gitarrist aller Zeiten
gehandelt wird: Kraft- und genussvoll spielte er einen Hit nach dem anderen, perlte brillant, zärtlich und wenn nötig auch mächtig über die Saiten, erinnerte an seine Cream-Zeit und an Derek and
the Dominoes – und nahm lediglich einen Titel von seiner neuen Platte mit ins Programm. Nein, altersmüde ist Clapton nicht. Nur etwas mundfaul: Mehr als ein „Hello“, ein „Thank you“ und ab und zu
die Nennung eines Bandmitglieds kommt außerhalb der Songs nicht über des Meisters Lippen. Bei ihm spricht eben die Musik.
Zugegeben, Clapton, der kurz vor seinem Konzert in Wien einen Bandscheibenvorfall erlitt und daher auch seinen Auftritt in Stuttgart absagen musste, brauchte zu Beginn etwas Zeit, um richtig warm
zu werden, aber spätestens ab „Got to get better“ war er so präsent und lebendig, wie man es sich von ihm erhofft hatte. Die alte Harold-Arlen-Nummer „Come Rain or come shine“ präsentierte er im
Wechsel mit seinem exzellenten Organisten Paul Carrack (ehemals Frontmann von Mike and the Mechanics) gewohnt soulig-bluesig, bei dem lediglich an etwas übertrieben agierenden
Background-Sängerinnen krankenden „I shot the Sheriff“ begeisterte er dann mit einem Solo der Extraklasse: Jede Note auf den Punkt, ohne übertriebene Hektik, mit Gefühl vor Geschwindigkeit.
Clapton in Hochform.
Der Rest des Konzerts verging wie im Flug, sehnsüchtig erwartete Clapton-Klassiker wie „Layla“, „Wonderful Tonight“ oder „Lay down Sally“ verzauberten und begeisterten. Der 68-Jährige verstand
es, das hohe Niveau nicht nur zu halten, sondern an manchen Stellen sogar noch zu steigern: Etwa als er die Besetzung drastisch reduzierte, auf krachende Drums und blitzende Lichter verzichtete
und nur mit ganz dezenter Unterstützung seiner Band den „Drifting Blues“ spielte. Oder als er sich vor Robert Johnson verbeugte und der „Little Queen of Spades“ huldigte. Große Momente mit
kleiner Show. Das genügte völlig. Zumal die Band auch ohne Spektakel zu überzeugen vermochte. Neben Carrack, der mit „It ain't Easy“ auch einen eigenen Song anstimmen durfte, sorgte vor allem
Pedal-Steel-Gitarrist Greg Leisz dafür, dass selbst durch die ältesten Stücke ein frischer Wind fuhr, während Bassist Willie Weeks, Drummer Steve Jordan und Keyboarder Chris Stainton für das
rhythmische und harmonische Fundament sorgten. Darüber dann Clapton in seiner unvergleichlichen Art – und sein Co-Gitarrist Doyle Bramhall, der ebenso wie die anderen Musiker ausreichend Raum für
ein paar glänzende Soli erhielt. Ein Genuss, der alle Besucher in der ausverkauften Lanxess-Arena nach zwei Stunden glücklich, aber auch ein bisschen wehmütig nach Hause gehen ließ.
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