Klaus Hoffmann: Die Kunst, aus nichts etwas zu machen

Eigentlich kann Klaus Hoffmann aus dem Vollen schöpfen. Auf seinem neuen Album „Berliner Sonntag“ hat er neben seiner Stammband gleich noch die Streicher der Münchener Philharmoniker, Till Brönner und seinen besten Freund Reinhard Mey mit ins Boot geholt, um eine erneute Hommage an seine Stadt zu schaffen, seinen Kiez, seine Heimat. Doch auf Tour sieht das anders aus. Kleiner. Nur Pianist Hawo Bleich ist mit Hoffmann ins Pantheon gekommen – und gerade hier zeigt sich der Chansonnier von seiner stärksten Seite.

Viel braucht er nicht, um aus nichts etwas zu schaffen, einem Zauberer gleich, der mit seiner Stimme, seiner Gitarre und einer dezenten Klavierbegleitung die Straßen von Charlottenburg zum Leben erweckt und den Mond über Berlin durch die nicht vorhandenen Fenster scheinen lässt. Magie, die Hoffmann von seinem Vater geerbt zu haben scheint, der einmal als Weihnachtsmann verkleidet in den Kindergarten kam und auf einem unsichtbaren Faden einen Floh tanzen ließ. „Er machte aus nichts irgendwas, als ob es gar nichts wär'“, erinnert sich Hoffmann an die Sonne seines Herzens. Leicht wehmütig, so wie es seine Art ist, nur um dann wieder mit feinem Witz in seinen Ansprachen auch die schönen Momente Revue passieren zu lassen: die ersten Kinobesuche, das Streben, irgendwann einmal berühmter zu sein als Willy Hagara, die Begeisterung für den Frauen aus Postkutschen rettenden weißen Reiter, und die großen Vorbilder Charles Aznavour und Jacques Brel. Und natürlich die für Berlin.

Hoffmann nimmt das Publikum mit zurück in seine Jugendzeit, spricht von seiner ersten Gitarre, die er für ein paar Mark gekauft hat und mit der er seinen ersten Wettbewerb gewann, gedenkt den Häuserschluchten aus Gründerzeiten, durch die er immer wieder mit Slow-Motion-Schritten rennt, ebenso wie Maus Ferdinand und dem „König der Kinder“. Denn natürlich kommt der Poet nicht ohne seine Klassiker aus, die sich hervorragend in das neue Repertoire einfügen: „Blinde Katharina“ und „Für det bisschen Zärtlichkeit“ animieren die Fans zum Mitsingen, bei den Zungenbrechern in „Brett vorm Kopp“ halten sie sich dagegen lieber zurück und genießen den unverwechselbaren Hoffmannschen Sprachgesang, diesen Charme und die fantastischen Texte, die so persönlich, so authentisch, so ehrlich sind und es schon immer waren. Einer der Hauptgründe, weshalb die Fans ihm treu bleiben. Auch in Zukunft. „Bitte, seien sie in 40 Jahren noch hier“, fleht er sie an, als er mit Schaudern an Auftritte in Altersheimen denkt. Hier, das ist die Bühne, seine zweite Heimat, die Hoffmann hält und gleichzeitig loslässt, die seinem immerwährenden Fernweh entspricht und damit einen Gegenpol zu dem ihn ständig zurückholenden Berlin darstellt. Eine Heimat, die Bestand hat. „Ja, ich will“, antwortet das Publikum. Was auch sonst. 

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