Viel versprochen, wenig gehalten: Die Rheinische Rede Randale, die jetzt erstmalig im Pantheon Casino stattfand, sollte eine Show für Wutbürger sein, mit munteren Debatten zwischen jeweils zwei Komikern, die mit deftigen und lustigen Argumenten im verbalen Duell aufeinander schießen. Doch dazu kam es nicht – dank eines inkonsequenten Konzepts, zwei viel zu großer Themen und des anscheinend vom Format überforderten Moderators und Wannabe-Provokators Thorsten Schlosser. Dieser verengte mit seinen Fragen den Raum derart, dass ein wirklicher Schlagabtausch zwischen den geladenen Kontrahenten nicht zustande kam und die Veranstaltung zu einer mäßig unterhaltsamen Talkshow verkam. Schade – viel Potenzial verschenkt.
Denn das war durchaus vorhanden. So traten beim Kampf zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche zwei erfahrene Verteidiger des Glaubens an: Micki Wohlfahrt und der „Diaclown“
Willibert Pauels wirkten schlagfertig genug, um Aug um Aug eine spannende Debatte führen zu können. Vor allem letzterer zeigte sich voll rheinischer Redelust und Eloquenz, zitierte gelassen
Gilbert Keith Chesterton und George Bernard Shaw, erzählte private Anekdötchen und brachte gute Argumente an, während sein Gegenüber mit ruhrpöttlerischer Gelassenheit reagierte und einige der
besten Pointen des Abends setzte. Dazwischen allerdings der moderierende Störfaktor: Anstatt nur die Eingangsfragen zu den Teilaspekten dieses monolithischen Themenkomplexes konkret zu
formulieren, den beiden Gästen ansonsten freie Bahn zu lassen und ihnen zumindest die Möglichkeit zu einem direkten Gespräch zu gewähren, verschloss Schlosser mit seinen jeweils an einen der
Kombattanten gerichteten Fragen diese Tür und versuchte, sich als Duellpartner für beide zu etablieren. Ein Konzept, das nur scheitern konnte, zumal einige der Bemerkungen Schlossers völlig
unverständlich (und andere sachlich falsch) waren und so die für ein derartiges Format notwendige Souveränität des Moderators ad absurdum geführt wurde. Als der dann noch die angedachte
Abstimmung des Publikums, mit der der Sieger ermittelt werden sollte, über mehrere Minuten zog und schließlich als belanglos abtat, geriet die Show komplett zur Farce.
Auch in der zweiten Hälfte setzten sich die Probleme fort. Schon zu Beginn leistete sich Schlosser mit einer aufdringlichen Befragung des Publikums nach der Wahlpräferenz einen Fauxpas, bevor er
dann im „Kanzler-Duell“ völlig unterging. Während Christoph Tiemann als Kaiser Wilhelm II. noch weitgehend mitspielte, auf die schwammigen Fragen Bezug nahm und mit Witz, gutem Tempo und einer
hervorragenden Charakterzeichnung den kabarettistischen Höhepunkt des Abends gestaltete, setzte Aydin Isik als Baran O. Bala sich – so wie sonst von Politikern in Talkshows gewohnt – über jede
Regel hinweg, versprach Döner für alle und nutzte jede Gelegenheit, um in sein Solo-Programm zu verfallen. Derweil stand Schlosser hilflos daneben und fand keine Möglichkeit, dem wilden, aber nur
partiell unterhaltsamen Komiker Einhalt zu gebieten, der dann auch noch, als Krönung, zum Publikumsliebling gekürt wurde. Lob für den Dekonstrukteur. Das tut weh. Und ein Beweis dafür, dass an
der an sich guten Idee der Rede Randale noch viel gefeilt werden muss.
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