Es ist gar nicht so leicht, ein großer Indianer zu sein. Feuer machen, Bisons jagen, reiten – all diese Dinge gilt es erst mühsam zu erlernen. Aber früh übt sich: Und so haben sich neben dem Indianerjungen Yakari, dem Star der gleichnamigen Comicserie und neuerdings auch eines Musicals, am Donnerstag auch viele Kinder in der Beethovenhalle eingefunden, die, zum Teil sogar mit Federschmuck und braunen Ledergewändern ausgestattet, ihr Vorbild unterstützen und an seinen ersten Abenteuern teilhaben wollen. Denn davon hat Yakari genug. Auch wenn es mit dem Feuer nicht so klappt, wie er es gerne hätte.
Vor liebevoll gemalten Panoramen, die gekonnt und stimmungsvoll auf große Bühnenelemente projiziert werden, erzählen die Darsteller die Geschichte des ersten Zusammentreffens von Yakari (Manuel
Lopez) mit dem Pony Kleiner Donner und des Grunds für seine Gabe, mit Tieren sprechen zu können. Dank dieses Talents kann der Indianerjunge einem erkälteten Pelikan ebenso helfen wie dem
Biberjungen Lindenbaum und schließt schließlich sogar Frieden zwischen Menschen und Wölfen. Schön – allerdings wirkt die Show an einigen Stellen etwas langatmig, will zu viel erzählen, knüpft
unnötige Nebenhandlungen wie eine Höhlenszene mit Yakari und Lindenbaum in das Erzählgeflecht ein und zieht die Veranstaltung so auf gut zwei Stunden. Für viele der kleineren Kinder ist das
eindeutig zu viel.
Dennoch gelingt es dem Ensemble weitgehend, die Zuschauer bei Laune zu halten. Yakari spricht die Kinder gerne mal an und ist ansonsten sehr aktiv, immer in Bewegung, charismatisch und
umgänglich. Ebenfalls mit von der Partie sind seine beiden Freunde Kleiner Dachs (Nico Stank) und Regenbogen (bezaubernd: Aloysia Astari) sowie der träge, aber liebenswerte Müder Krieger (Rüdiger
Schade), dessen Auftritte ab und zu in einer Mitmach-Aktion für die kleinen Zuschauer münden. Fast noch beliebter ist allerdings der Grizzly (Sebastian Sohn), der mit sonorer Soul-Stimme,
Balu-typischem Swing und einer Pooh-artigen, im Gangnam-Style ausgedrückten Liebe für Honig immer wieder für Stimmung sorgt.
Musikalisch hat „Yakari“ einiges zu bieten: Jeder Song ist anders, zwar grundsätzlich Kinderzimmer-Pop-tauglich, dafür aber mit Jazz-Klängen, tierischem Rock oder einem Biber-Blues samt
Blütensax-Solo von Lindenbaum verziert. Viel besser als die sonst übliche Massenware. Besonders stark sind die indianisch angehauchte Pop-Ballade „Kannst du das verstehen“ und das köstliche
„Bitte Honig“, bei dem der Grizzly mit den anderen Tieren das Tanzbein schwingt. Einziges Manko ist das etwas flau wirkende Playback, das oft nur zahm aus den Boxen ertönt – da hätte es
vielleicht etwas mehr sein dürfen. Ansonsten kann das Musical trotz mancher Längen dank einer fantastischen Bühne und schöner Songs überzeugen.
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