„Fame“: Ein-Euro-Ruhm von der Stange

Ruhm ist auch nicht mehr das, was es mal war. Während zahlreiche hervorragende Künstler verzweifelt nach einem Weg suchen, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen, ohne sich dabei selbst verraten oder verkaufen zu müssen, begaffen Millionen Menschen freiwillig und mit glänzenden Augen selbst ernannte Youtube-Stars, die mit hohlen Phrasen und breitem Lächeln Beauty-Tipps in die Kamera blöken oder sich als F-Promi für jede noch so debile Voyeuristen-Show im Fernsehen anbieten, um sich an den beiläufigen Klicks und Likes aufzugeilen. Alles nur für ein paar Sekunden oberflächlicher Aufmerksamkeit.

Dieser Hauch von Berühmtheit, erworben im Ein-Euro-Shop der Nebensächlichkeiten, steht im Mittelpunkt von Marje Hirvonens Tanz-Performance „Fame“, die jetzt zum Abschluss der Bonner Termine des west-off-Festivals im Theater im Ballsaal zu sehen war. Die charismatische Finnin spielte geschickt mit Selbstüberschätzung und Selbstdarstellung, filmte sich mit dem Smartphone, kommentierte ihre eigene Darbietung („beautiful, rich and dirty“, sagte sie nach einer bewusst missglückten Choreographie), wirbelte zu Rock, Rave und Hip Hop über die Bühne und wechselte dabei die Outfits mindestens genau so oft wie die Musik. Konnte sie sich auch leisten, machte Hirvonen doch jederzeit eine gute Figur. Wenn nur die Umzieh-Pausen etwas flüssiger gewesen wären – aber das ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Auf jeden Fall präsentierte die junge Tänzerin und Choreographin mit viel Witz, starken Bewegungen und sogar exzellentem Gesang ein bemerkenswertes Solo, das durchaus ein größeres Publikum verdient hätte.

Doch auch andere beschäftigten sich in dieser Ausgabe von west-off mit der Suche nach dem Rampenlicht. So erzählte Stefan Mießeler in einem zwischen Tragik und Trash angesiedelten Stück den Versuch des abgehalfterten Wrestlers Jake the Snake, noch einmal in den Ring zu steigen. Diesem Spektakel stand mit der von Alltag und Zufall inspirierten Performance „Unfolding Universe“ ein eher minimalistisches Werk entgegen, das die Absichtslosigkeit zur Kunstform erhob. Das vierte Stück des Festivals, „Torture Doom“, wurde in Bonn nicht gezeigt, wohl aber beim Auftakt in Köln. Und auch in Düsseldorf wird das komplette Programm zu sehen sein: Vom 7. bis 9. Dezember feiert west-off im FFT die finalen Vorstellungen aufstrebender Ensembles und Solo-Künstler, die mehr als nur einen Klick wert sind.

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