Die Halle tobt. Mal wieder. Andere Fans, aber der selbe Jubel. Sechs Bands stehen im Finale von Nordrhein-Westfalens bedeutendstem Nachwuchbandwettbewerb Toys2Masters, sechs aus 86, und jede einzelne hat natürlich ihre Anhängerschaft mobilisiert. Selbst The Ride, die immerhin aus Maastricht kommt, ist mit einer ganzen Busladung enthusiastischer Holländer ins Brückenforum gekommen und hofft nun trotz einer starken Konkurrenz auf den Sieg. Immerhin geht es um viel: Insgesamt warten Sachpreise im Wert von 40.000 Euro auf die Finalisten, darunter die Bewerbung zum PopCamp des Deutschen Musikrats und ein Auftritt auf der Hauptbühne von Rhein in Flammen. Wer dies zu nutzen weiß, kann weit kommen. So wie Til, die 2015 bei Toys2Masters abräumten und jetzt das Team bei der Moderation auf allen Social-Media-Kanälen unterstützen. „Wir haben seitdem mehr als 150 Konzerte gespielt und haben jetzt sogar einen Plattenvertrag bei Universal unterschreiben können“, freut sich Frontmann Dennis Wurm. „Und obwohl es schon zwei Jahre her ist, können wir den Erfolg immer noch kaum glauben.“
Und wer wird diesmal das Rennen machen? Im Vorfeld eine schwierige Frage. „Wir hatten wieder eine Super-Saison auf hohem Niveau“, sagt Organisator Cyrus Valentine. „Sehr schön finde ich, dass man
bei allen Bands eine Entwicklung wahrnehmen kann. Natürlich kursieren bestimmte Namen, gibt es Favoriten, aber ich denke, dass heute Abend jeder gewinnen kann.“ Auch die Holländer, trotz der
langen Anreise und der Konkurrenz von vier Bands aus Bonn und einer aus Sankt Augustin? „Ja, sicher. Die Finalisten haben in etwa gleich viele Tickets verkauft, also mehr oder weniger die gleiche
Anzahl an Unterstützern akquiriert. Insofern sind es vor allem die Zweitstimmen, auf die es ankommt – und natürlich auf die Jury.“
Die begutachtet jede Band ganz genau und legt dabei vor allem auf Spielfreude sowie Authentizität wert, wie 1Live-Moderatorin und Jurorin Bianca Hauda erklärt. „Der Auftritt sollte halt eine
runde Sache sein“, fasst neben ihr der Herausgeber und Chefredakteur des Magazins „Gitarre & Bass“, Dieter Roesberg, die Anforderungen zusammen. Dann, und mit genug Stimmen aus dem Publikum,
ist der Sieg in greifbarer Nähe. Wenn da nicht die anderen Bands wären. So hat die Bonner Formation Elia immerhin schon Final-Erfahrung, stand unter anderen Namen bereits zweimal auf der Bühne
des Brückenforums und hofft nun getreu des Mottos „aller guten Dinge sind drei“ auf den Durchbruch. Was auch musikalisch gar nicht so abwegig wäre, haben sich die ehemaligen Taubengang-Mitglieder
doch ganz schön entwickelt, sind deutlich klarer und textlich tiefsinniger geworden. Auch BKN hat Chancen auf den ersten Preis, zumindest wenn es nach der Menge geht, die sich beim Auftritt des
Indie-Metal-Sechszylinders mit der Vorliebe für Konter-Bier die Seele aus dem kollektiven Leib schreit. Und dann wäre da noch die bereits genannte Band The Ride, die eigentlich ein perfektes
Konzert spielen, vor allem dank Frontmann Branimir Piljic, der sowohl optisch als auch mit Blick auf das Gitarrenspiel Jimi Hendrix nacheifert und dabei eine tolle Show abliefert. Schon während
der Auftritte abgeschlagen wirken dagegen Systematic Disruption mit einer überaus schwachen Darbietung sowie die Hip-Hopper von SpiegelBild, bei denen leider Beats und Rhymes überhaupt nicht
zusammen passen.
Letztlich sind es jedoch die Jungs von Attic. (mit Punkt), die gleich mal einen fünffachen Hattrick einfahren: Sie sichern sich mit einem kraftvollen und virtuosen Auftritt sowohl das große
Finale als auch die Sonderpreise Master of Guitar, Master of Bass, Master of Drums und Master of Performance (letzterer geteilt mit SpiegelBild). „Die rasieren euch die Birne kahl“, hatte
Moderatorin Shirin Valentine noch kurz zuvor gesagt und zwar eigentlich das Publikum adressiert, offenbar aber heimlich die anderen Bands gemeint. Ein verdienter Sieg in einem weitgehend
überzeugenden Finale. Und morgen? Geht es schon wieder weiter. Die Anmeldungen für toys2Masters 2018 sind bereits möglich.
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