Rhonda + The Dream Syndicate: Dunkelheit schlägt Bonbon-Pop

Es konnte nur besser werden: Nach einem relativ schwachen Donnerstag mit zwei wenig überzeugenden Bands sollte der dritte Tag des aktuellen Crossroads-Festivals in der Harmonie die Qualität wieder auf das gewohnte Rockpalast-Niveau heben. Die Hoffnung lag vor allem auf der Neo-Psychedelic-Rock-Formation The Dream Syndicate, die in den 80er Jahren zumindest von Kennern der Szene sehr geschätzt wurden und im Vorprogramm von R.E.M. Und U2 auftraten. Doch die eigentliche Überraschung war die Band Rhonda, die zwar mit dem angekündigten Retro-Soul ungefähr genau so viel zu tun hat wie Donald Trump mit der Ehrlichkeit, nichts desto trotz aber punktete – vor allem dann, wenn sie sich von dem bonbonfarbigen Pop befreite, der einige ihrer Songs bestimmte, und sich stattdessen der Dunkelheit anheim gab.

Zumindest kann man Rhonda angesichts der beiden Pole, zwischen denen sich ihre Musik bewegt, keinen stilistischen Einheitsbrei vorwerfen. Sängerin Milo Milone wiegt sich mit ihrem Blümchenkleid ebenso gerne im Licht fast schon schlagerhafter Balladen wie in den Schatten des Dark Country. Hätte Ennio Morricone den Soundtrack zu „From Dusk till Dawn“ geschrieben, könnte das Ergebnis in etwa so klingen wie die düsteren Titel „Offer“ oder „Paws“. Allerdings würden Rhonda zugleich einiges an Charme verlieren, wenn sie sich nur noch dieser Seite widmen würden. Dann hätte Milone ja gar keinen Grund mehr, auf die Absperrung zwischen Bühne und Publikum zu klettern oder zusammen mit der Band inmitten der Menge den letzten Song zu spielen. Die Mischung macht's eben. Und genau an dieser Stelle bleibt auch The Dream Syndicate hinter den Erwartungen zurück. Keine Frage, die Band ist abgeklärt und versiert, leider aber auch einseitig. Das mag zum Teil daran liegen, dass die Melodien einfach unter den Gitarrenwogen begraben werden, die aus den bis zum Anschlag aufgedrehten Verstärkern auf der Bühne krachen und die in einem Raum wie der Harmonie einfach nicht funktionieren. Doch selbst wenn man dies in Abrechnung stellt, bietet das Syndikat einfach zu wenig. Wobei, für das Publikum reicht es offenbar: Das jubelt der Band bis zum Ende beseelt zu. Ist halt Kult. Und der hat in der Regel mehr mit Glauben zu tun als mit der Wirklichkeit.


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