Ulla van Daelen und Urs Fuchs: Harfen-Pop

Manche Instrumente werden schlichtweg unterschätzt. Blockflöten zum Beispiel. Oder auch die Konzertharfe, die weitaus mehr vermag als der gelegentliche Einsatz im Orchester oder bei Elfenmusik erwarten lässt. Zumindest wenn sie von einer Virtuosin wie Ulla van Daelen gespielt wird. In der Post-Tower-Lounge bewies die 55-Jährige beim letzten der Matinee-Konzerte im Rahmen des Beethovenfests eindrucksvoll, welches Potenzial in dem großen Instrument schlummert. Zusammen mit ihrem Duo-Partner Urs Fuchs (Percussion) nimmt sie sich Stücke aus Rock, Pop und Jazz vor – und sorgt mit filigranen Läufen für ein zauberhaftes Konzerterlebnis.

Natürlich vermag eine Harfe nicht die Wucht einer mächtigen Rocknummer zu ersetzen, doch versuchte van Daelen dies auch gar nicht. Stattdessen hatte sie sich Stücke herausgesucht, die hervorragend zu ihrem Spiel passten: Mike Oldfields „To France“ zum Beispiel, Coldplays „Clocks“ oder die grandiose Stranglers-Nummer „Golden Brown“ mit dem vertrackten Rhythmus und der prägnant fließenden Melodie. Auch manche Soundtracks erwiesen sich als ideal für die reduzierte Besetzung und die Anforderungen der Harfe (darunter das Miss-Marple-Thema und die Titelmelodie zu „Raumpatrouille Orion“), ebenso wie „Autumn Leaves“ als Jazz-Standard mit Chanson-Wurzeln, der in diesem Fall mit einem Bossa-Beat unterlegt wurde. Gleichzeitig wollte van Daelen mehr, stimmte etwa sehr zur Freudes des singbegeisterten Publikums „Major Tom“ an und wagte sich sogar an eine Version von „Riders on the Storm“, die allerdings die faszinierende Düsternis des Originals nicht einmal ansatzweise erreichen konnte. Man kann schließlich nicht alles haben. Zumindest setzten van Daelen und Fuchs aber einen brillanten Schlusspunkt unter eine vielseitige Reihe, die auch in diesem Jahr wieder regen Andrang fand. So kann es im nächsten Jahr gerne weitergehen.

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