Cat Ballou: Katzen brauchen furchtbar viel Musik

Die Bühne verströmt eine Wohnzimmeratmosphäre. Ein paar große Fenster verleihen ihr einen Loft-Charakter, ein paar gedimmte Lampen aus Großmutters Zeiten die dazu passende Gemütlichkeit. Cat Ballou wollen es an diesem Abend nun einmal ruhig angehen lassen. Zumindest für ihre Verhältnisse. Die beliebte Kölschrock-Band, deren Lieder sonst vor allem während der Karnevals-Session aus allen Boxen schallen, hat im Pantheon zum Weihnachtskonzert geladen, zum besinnlichen Miteinander statt zur närrischen Stunksitzung. Geht auch. Und zwar sehr gut. Die Stimmung ist hervorragend, während Cat Ballou – ganz ohne elektrische Effekte – für Stimmung sorgt, charmant einen Hit nach dem anderen anstimmt und beweist, dass die Stücke in einem rein akustischen Gewand fast noch besser klingen als sonst.

Das Pantheon und Cat Ballou, das scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein. Gleich zweimal hintereinander haben die Kölner den Beueler Kleinkunsttempel ausverkauft und scheinen sich in der Halle sichtlich wohlzufühlen. „Wir sollten öfter hier spielen, das macht richtig Spaß“, sagt Sänger Oliver Niesen irgendwann, lobt das Haus, die Künstler-Garderoben, das Team – und natürlich das Publikum, das sich als exzellenter Chor erweist. Ein ums andere Mal wird es mit einbezogen, singt bei Songs wie „Immer immer widder“ und „Hück steiht de Welt still“ ausgelassen mit, sich im Rhythmus wiegend und auf ausdrücklichen Wunsch Niesens auch mal auf die Off-Beats klatschend. Klappt zumindest für ein Stück hervorragend, sehr zur Freude von Ersatz-Drummer Hannes Feder, der kurzfristig für den erkrankten Michael Kraus eingesprungen ist. Ohne großes Tam-Tam verleiht er Cat Ballou ein starkes Fundament und fügt sich auch sonst perfekt in die Band-Familie ein, die ohnehin fast komplett aus Cousins besteht. Und alle anderen eben kurzerhand adoptiert. Inklusive des gesamten Publikums.

Gerade diese Offenheit, die innerhalb kürzester Zeit in Vertrautheit umschlägt, ist eine der größten Stärken von Cat Ballou. Das und der Spaß, den Niesen und die anderen auf der Bühne haben. Da werden kleine Anekdoten aus dem Studio geteilt (vor allem auf Kosten von Bassist Kevin Wittwer), ein „Sabelkalat“ mit fröhlicher Dampfplauderei gelöst und alle im glückseligen Lokalpatriotismus vereint, den die Katzen natürlich ebenso selbstverständlich bedienen wie alle kölschen Bands. Dabei sind „Et jitt kei Wood“ oder auch „Liebe deine Stadt“ (ohne Lukas Podolski und Mo-Torres, so dass Niesen die Rap-Passagen eben selbst übernehmen muss) mit ihren positiven Vibes und dem charismatischen Gesang Niesens so ansteckend, dass sich keiner der Musik entziehen kann, selbst wenn er wollte. Wobei letzteres im Rheinland schon eine irrsinnige Annahme ist. In Bonn gehen natürlich alle mit, kleine Kinder ebenso wie betagte Senioren, die sich von den Stühlen erheben und aktiv an einem Konzert teilhaben, das in dieser Form ein Novum im Pantheon ist, aber hoffentlich kein Unikat bleiben wird. Wäre schade, wenn doch.

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