Disney in Concert: Der Zauber von Mickey und Co

Es war ein Abend voller Nostalgie und Magie, voller fantastischer Musik und großer Gefühle. Kurzum ein Abend voller Disney. Einige der größten Hits aus den beliebten Zeichentrickfilmen standen vier Tage vor Heiligabend im Mittelpunkt eines Konzerts des Hollywood-Sound-Orchesters unter der Leitung von Heinz Walter Florin, das zusammen mit einigen herausragenden Solisten das Publikum restlos verzauberte. Auch wenn es dabei ein historisches Detail vergaß.

Am Anfang war eine Maus. Und ein Märchen. Ja, die Geschichte von Walt Disney beginnt mit Mickey, bis heute das Maskottchen des gigantischen Unterhaltungskonzerns, der aus den legendären Filmstudios erwachsen ist – doch der erste wirklich große Erfolg entstand ziemlich genau vor 80 Jahren durch einen ganz anderen Stoff. Am 21. Dezember 1937 kam mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ der erste abendfüllende Zeichentrickfilm in die Kinos, brach alle damaligen Rekorde und verhalf Disney zu einem Ruhm, der bis heute ungebrochen ist. Ein wichtiges Datum also. Umso ungewöhnlicher, dass einen Tag vor dem Jubiläum dazu nicht ein Ton gesagt oder gesungen wurde. Kein Wort zu jenem Werk, das all jene magischen Momente erst möglich machte, die das Hollywood-Sound-Orchester in der Lanxess Arena noch einmal in Erinnerung rief. Schon schade. Stattdessen fokussierte sich der Klangkörper auf die jüngere Vergangenheit, auf populäre Musicals und einige relativ neue Werke.

Funktionierte auch. Und zwar hervorragend. Dem Afrika-Pathos bei „Der König der Löwen“ und „Tarzan“ konnte sich schon mal keiner entziehen, dafür waren die Lieder einfach zu gut und die Sänger zu souverän, allen voran Anton Zetterholm, den Phil Collins höchstpersönlich für die Rolle des Lianenschwingers auswählte und der mit seiner kraftvollen Stimme für einen von vielen Höhepunkten sorgte. Ohnehin waren die Männer durch die Bank weg exzellent: Lars Redlich verstand ebenso zu überzeugen wie Gil Ofarim, der vor allem als diabolischer Voodoodoktor Facilier eine tolle Figur machte. Bei den Frauen strahlte derweil vor allem Willemijn Verkaik, die als deutsche Stimme der Elsa natürlich bei „Die Eiskönigin“ ihren großen Auftritt hatte, aber auch als Meereshexe Ursula begeisterte. Cassandra Steen und Milica Jovanović wirkten dagegen an der ein oder anderen Stelle ein wenig farblos, obwohl auch sie ihre starken Momente hatten. Hervorzuheben war übrigens auch noch Special Guest Brian Hull, der zahlreiche Disney-Figuren perfekt imitieren kann und eine ebenso spektakuläre wie komische Interpretation des Dschinni-Songs „Friend like me“ (aus „Aladdin“) präsentierte.

Die Klaviatur der Emotionen beherrschten aber alle Künstler perfekt. Die Sänger brachten mit ihren Liedern mal solo, mal im Kollektiv die Augen des Publikums – und bei „Rapunzel – neu verföhnt“ auch die Smartphones – zum Leuchten, und das Orchester war ohnehin exquisit und euphorisierte mal mit der kraftvollen Rhythmik von „Vaiana“, nur um dann mit der traurigen Geschichte von „Up“ die Zuhörer zu Tränen zu rühren. Und das, obwohl gleichzeitig riesige Luftballons durch die Arena flogen und geschickt Mitgefühl und Freude verbanden. Eine bewegende Szene, die perfekt illustrierte, wofür Disney bis heute steht: Für Lebenslust, Mut und Erfahrungen, die man nie vergisst. Genau so wenig wie die Musik, für die sich das Publikum letztlich mit stehenden Ovationen bedankte. Ein Happy End – was will man mehr?

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