Starbugs Comedy: Flotter Twist mit Gummipuppen

Gute Tanzpartnerinnen zu finden ist gar nicht so leicht. Zumindest für Starbugs Comedy. Das Schweizer Trio, das im Sommer diesen Jahres mit ihrer atemberaubenden Mischung aus Clownerie, Slapstick und Nonsens den Publikumspreis des Prix Pantheon gewonnen hat und jetzt erneut in dem Kleinkunsttempel gastiert, scheint niemanden gefunden zu haben, der sich willig für eine kurze Runde „Rock Around The Clock“ durch die Luft schmeißen lässt. Also müssen einmal mehr die Gummipuppen ran. Geht ja auch. Wenn nur bei einer nicht die Luft raus wäre. Es ist zum Verzweifeln, jetzt widersetzen sich schon diese Plastikkonstrukte. Während also Fabian Berger und Martin Burscher bereits genüsslich tanzen, muss Wassilis Reigel erst noch aerale Überzeugungsarbeit leisten. Was sich als schwieriger erweist als gedacht.

Seit 20 Jahren springen und kaspern Starbugs Comedy bereits mit 20-Minuten-Auftritten über die Bühnen dieser Welt, jetzt haben sie mit „Crash Boom Bang“ erstmals ein abendfüllendes Programm auf die Beine gestellt. Ein Fest für die Lachmuskeln, bei dem das Trio ihr exzellente Körperbeherrschung, ihre ausdrucksstarke Mimik und vor allem ihr perfektes Timing voll ausspielen können. Alles ist rigoros durchchoreographiert, nichts wird dem Zufall überlassen. Anderthalb Stunden zwischen Cowboy-Ritten und Fecht-Duellen, Breakdance-Einlagen und der Macarena. Letzteres auch gerne mehrfach. Ohnehin ist Tanzen die große Leidenschaft von Berger, Burscher und Reigel, die keine Gelegenheit auslassen, um ihren Bewegungsdrang auszuleben. Dafür wird dann eben geschwiegen. Der Abend funktioniert auch sehr gut ohne Worte, lebt vielmehr durch die Musik und die zahlreichen comicartigen Sound-Effekte, mit denen Starbugs Comedy jongliert und mitunter auch das Publikum schockiert. Das tragische Ende einer Phantomkatze, die durch einen schweren Mikrofonständer geplättet wird, sorgt zum Beispiel unweigerlich für erschrockene Mitleidsbekundungen. Das arme Tier. Selbst als fiktive, rein akustische Gestalt hat es das nicht verdient.

Starbugs Comedy setzen ganz bewusst auf die Macht hinter den Klängen. Schon die Andeutung eines rotzigen In-die-Hände-Spuckens sorgt für Ekel, ein kerniges Löwengebrüll für Bewunderung, ein kräftiges „Muh“ (samt einer guten Dosis ironischen Patriotismus) für herzhaftes Gelächter. Gleichzeitig sorgt das Trio dafür, dass konsequent mit Erwartungshaltungen gebrochen wird, die Raubkatze auf einmal zum Motorrad mutiert und zwischendurch auf Wildgänse trifft oder Drehhocker kurzerhand zu Turntables umfunktioniert werden. Klasse! Lediglich ein ausgiebiger Staubsauger-Einsatz kann nicht ganz das Niveau halten, lässt er doch eine starke Schluss-Pointe vermissen. Die anderen Nummern fangen dies aber ohne weiteres wieder auf, nicht zuletzt die diversen Western-Anspielungen samt Automaten- und Plüsch-Pferden und unfreiwilligen Opfern durch fingierten Schusswaffengebrauch sowie das permanente Spiel mit dem überdimensionierten Steuerknüppel auf der Bühne, der die Musik vor- und zurücklaufen lässt und offenbar auch Macht über gewisse Rollen im Programm hat. All das ist moderne Clowns-Kunst vom Feinsten: Verrückt, verspielt und völlig unberechenbar. Starbugs Comedy machen somit alles richtig und setzen mit ihrem Debüt auch im Pantheon Maßstäbe. Jetzt müssen die Schweizer nur noch dranbleiben. Und wiederkommen. Mit oder ohne Gummipuppen.

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