Das Lumpenpack: Hauptsache mehr Konfetti

Das Publikum tobt und ist zu allem bereit. Egal was. 30 nackte Löwen auf der Bühne? Klar kann es die sehen. Wenn das Lumpenpack das fordert, ist eben auch eine Massen-Halluzination realisierbar. Liegt vielleicht an dem Trauma, das durch ein Mitklatschverbot ausgelöst wurde. Dabei haben Max Kennel und Jonas Meyer doch zuvor selbst eine rhythmische Unterstützung gefordert – und an diesem besonderen Abend ist ihr Wort offenbar Gesetz. Die beiden ausgeflippten Singer-Songwriter, Prix-Pantheon-Publikumspreisträger von 2016 und ausgewiesene Anarcho-Poeten mit Hang zum Tiefgang, treffen bei der Vorpremiere zu ihrem neuen Programm „Die Zukunft wird groß“ im Haus der Springmaus von der ersten Sekunde an den richtigen Ton, mischen Blöd- mit Hintersinn und haben dabei sichtlich Spaß. Was bei so verrückten Fans nicht überrascht.

Dabei haben sich die beiden Lumpen nicht wie im ersten Lied angekündigt neu erfunden. Kein Hip Hop, kein Rap, auch kein Rock. Stattdessen Anti-Crocs-Songs, Dating-Alpträume mit Petry-Kindern, Hymnen auf das Wesser Bergland, Schwaben-Musicals – und natürlich Konfetti. Jede Menge Konfetti. Die schier endlosen Hosentaschen von Jonas Meyer speien dieses bunte Erbe einer altehrwürdigen Eiche in einem unerschöpflichen Zellulose-Strom aus, bis die ganze Bühne mit vielfarbigen Papierschnipseln bedeckt ist. Dazu gesellt sich der Ausstoß einiger Hardcore-Fans, die anscheinend ihr eigenes Wurfmaterial mitgebracht haben und das Lumpenpack enthusiastisch unterstützen. Doch auch für sie sind zumindest einige Songs neu. Und selbst wenn nicht, wäre das auch egal. Die Stimmung ist hervorragend, Meyer und Kennel hervorragend drauf. Wenn nur das Mitklatschen nicht wäre. „Wir haben den Teufel geweckt“, stöhnen sie irgendwann. Kommt drüber weg. Dafür sind die Lieder schließlich da.

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