Dave Davis: Ein schwarzer Kessel Buntes

Die Musik bezeichnet Dave Davis gerne als seinen Rückzugsort. In ihr und mit ihr fühlt er sich wohl, kann er sich fallen lassen. Nun öffnet er diesen Raum auch anderen: Nach einer umjubelten Premiere im Kölner Gloria hat Davis nun in der Harmonie Bonn sein zweites Konzert mit dem Gandhi Fight Club gegeben und dabei ein stilistisches Feuerwerk abgebrannt. Verschiedene Spielarten von Rock und Pop trafen auf Hip Hop, Soul und Reggae, getragen von einem herrlichen Bariton und geprägt von jeder Menge Leidenschaft.

In gewisser Weise ist es für Davis eine Heimkehr. Noch bevor er 2007 seine ersten vorsichtigen Schritte als Komiker und Kabarettist machte, war er gelegentlich als Sänger einer Coverband auf den Bonner Bühnen zu erleben, unter anderem eben in der Harmonie. Dann jedoch setzte er sich eine Duschhaube auf den Kopf, nahm eine Klobürste in die Hand und startete durch. Prix Pantheon, Deutscher Comedypreis, bundesweite Bekanntheit durch Funk und Fernsehen. Die Musik wurde zur Privatsache. Bis jetzt. Erneut gibt Davis Vollgas, groovt, tanzt, singt und rappt, schmettert die Verse in den Saal und lässt es so richtig krachen. Dabei geht er sogar noch einen Schritt weiter als früher: Erstmals traut Davis sich mit eigenem Material ans Mikrofon, mit Stücken, die sich über Jahre hinweg auf Smartphones, Diktier- und anderen Aufnahmegeräten gesammelt haben. Eine gute Entscheidung. Denn auch wenn zumindest einige der Songs aus nicht mehr als einem sich beständig wiederholenden Refrain bestehen (was zugegebenermaßen für viele moderne Popsongs gilt), sind sie doch allesamt veritable Partyhits (was längst nicht alle modernen Popsongs von sich behaupten können). Und einige Titel sind sogar noch viel mehr.

Vor allem die musikalische Bandbreite ist enorm. Das brillante „Besser, wenn du gehst oder bleibst“, dessen Verse jeder schmerzlich nachvollziehen kann, der schon einmal verlassen wurde, weist feinen Soul auf, während „Ist dein Hirn denn weich“ eine starke Rap-Abrechnung mit dem Brandanschlag von Mölln im November 1992 ist. „You Are My Girl“ erweist sich derweil als klassische Reggae-Nummer, und bei „You Are My Way Down“ wagt sich Davis in den Funkrock hinein. Dazwischen finden sich ein tanzbares Progrock-Stück, ein bewusst sinnfreier Gute-Laune-Songs mit viel Herz, der ohne weiteres als Sommer-Hit im Radio rauf und runter laufen könnte, und dank „You Love Me, Lord“ sogar eine christliche Hymne, die aus Davis' Vergangenheit in einer Pfingstgemeinde resultiert. Der 44-Jährige meistert all diese Stile mit Bravour. Seine sonore Soul-Stimme, voll, kräftig und erstaunlich wandlungsfähig, zieht das Publikum innerhalb von Sekunden in seinen Bann, so dass es der Hilfe von Gitte, der Gitarre von Dave Davis, in der Regel gar nicht bedarf. Ohnehin, wozu? Die starke Band im Hintergrund, die neben Drummer Micky Kamo (der unter anderem auch für Julio Iglesias und Xavier Naidoo trommelt) und Keyboarder Sebastian Eichmeier (Joe Cocker, Simply Red) auch den Gitarristen Ralf Göbel umfasst, sorgt ohnehin für ein stabiles Fundament und einen exzellenten Sound. Das Publikum ist dementsprechend begeistert – zumindest das, das da ist. Denn ausgerechnet in seiner Heimatstadt, in der Davis als Kabarettist immer für volle Hallen sorgt, bleibt die Auslastung des Konzerts hinter den Erwartungen zurück. Seltsam, zumal die Musik wirklich keine Wünsche offen lässt. Dave Davis und sein Gandhi Fight Club hätten zweifelsfrei mehr verdient.

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