Martina Brandl: Beschwerden der Wechseljahr Woman

Es gibt Dinge, die will man einfach nicht hören. Zumindest nicht schon wieder. Nicht zum gefühlt 546. Mal, nur weil wieder eine Kabarettistin die magische Grenze der 50 überschritten hat und jetzt meint, sich über ihr Klimakterium, Form-Strumpfhosen, Verdauungsprobleme und Vibrator-Einsätze auslassen zu müssen, weil ihr ja jetzt eh nichts mehr peinlich sein muss. Wäre aber besser. Doch davon lässt sich Martina Brandl nicht beirren. Im Haus der Springmaus greift die selbst ernannte Wechseljahr Woman in jene Klischee-Kiste, die spätestens seit Gerburg Jahnke keine neuen Pointen mehr enthält, preist sich als Defizit für jeden willigen Mann oder alternativ als Miet-Heizpilz an – und kann erst in der zweiten Hälfte ihres neuen Programms „Irgendwas mit Sex“ die Kehrtwende vollziehen.

Ohnehin fehlt bei dieser Vor-Premiere etwas. Feuer, zum Beispiel. Tempo. Oder zumindest gute Laune. Stattdessen beschwert sich Brandl verbal und musikalisch über fehlende Toiletten in Künstler-Garderoben und Käse-Brötchen als Verpflegung, was natürlich kritisiert werden kann, aber doch nicht zusammen mit den körperlichen Unzulänglichkeiten über eine Dreiviertelstunde einnehmen muss. Schon gar nicht, wenn die Kommentare nicht zünden und häufig nur mit höflichem, aber nicht gerade enthusiastischen Lachen quittiert werden. Gerade eine gestandene Kabarettistin wie Martina Brandl kann das besser. Und zwar ausdrücklich nicht mit einer Hip-Hop-Nummer über Intimrasuren. Sondern mit einer grandiosen satirischen Abrechnung mit dem Nachwuchs: Brandl, die als einzige Frau regelmäßig den Quatsch Comedy Club moderiert, vermischt die Frischlings- mit der Flüchtlingsdebatte, kritisiert Auftritte für Dumpingpreise und fordert eine Obergrenze für neue Komiker. Großartig, zumal Ernsthaftigkeit und Ironie mitunter Hand in Hand gehen, was die beste Satire auszeichnet. Ab da ist Brandl wie ausgewechselt, stark, lustig, tiefgründig. Warum nicht gleich so? „Nichts ist schlimmer als halbe Sachen“, sagt Brandl schließlich selbst. Hätte sie sich mal daran gehalten.

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