Pink Punk Pantheon: Protest-Bienen und Textil-Nudisten

Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Keiner hätte noch vor drei Jahren gedacht, dass sich die Mitglieder des Pink Punk Pantheon (PPP) und vor allem die beiden Vorsitzenden des FKK Rhenania, Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich), einmal positiv über die Schäl Sick äußern würden. Doch inzwischen haben sich alle an die neue Residenz auf der Beueler Seite gewöhnt. Genug Kölsch und Korn machen eben alles möglich. Und auch wenn das Engagement für eine Stärkung des Erbes von Engelbert Humperdinck, immerhin ein berühmter Sohn des benachbarten Siegburgs, zunächst auf taube Ohren stößt, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis dem Komponisten in der 35. Ausgabe des PPP Gerechtigkeit widerfährt. Bis dahin stehen andere Probleme im Vordergrund: Der Lehrermangel, einen Überfall provozierende Neureiche in Altstadtkneipen, protestierende Bienen und sich braun verfärbende Funken.

Im Gegensatz zu früheren Ausgaben der beliebten alternativen Karnevalsrevue hat sich das PPP-Ensemble in diesem Jahr aus der Lokalpolitik herausgehalten. Eigentlich schade, hätte es doch mehr als genug Material gegeben. Doch weder der inzwischen abgewendete Plan für eine Errichtung eines Wertstoffhofs in den Beueler Markthallen noch das Baustellen-Chaos in der Innenstadt, das Ende des Bonner Lochs oder der bevorstehende Geburtstag der Universität Bonn werden aufgegriffen. Und wenn dann doch mal etwas kommentiert wird so wie die Weltklimakonferenz COP 23 oder die Diskussion um das neue Spaßbad, übernehmen das Fritz und Hermann auf ihre gewohnt verwirrende Art und Weise. Die beiden Wadenbeißer sind dabei so eloquent wie eh und je, doch zumindest ein bisschen mehr Bildhaftigkeit wäre in diesem Bereich sicherlich wünschenswert gewesen. Zumal nicht alle Sketche und verkasperten Lieder, die das Ensemble in einem mehr als dreistündigen Marathon auf die Bühne bringt, eine gelungene Alternative darstellen.

Zusammen mit dem neuen Regisseur Thomas Ulrich hat das Ensemble eine bunte Mischung an Kalauern, Parodien und Satiren zusammengetragen, die durchaus einige starke Nummern beinhaltet, aber auch diverse Beiträge, auf die man gut hätte verzichten können. Vor allem bestimmte Gesangseinlagen wirken zu bemüht, darunter die Take-That-Verballhornung „In die Heia“ von Sia Korthaus, stimmlich gepresst und inhaltlich banal. Gleiches gilt für die peinliche Wechseljahr-Hymne „Ich weiß, was ich will“ (Maryam Yazdtschi und Sia Korthaus) oder das schon schmerzhafte Durchexerzieren von „Schlaf Kindlein, Schlaf“ als Musical, Oper und Rammstein-Version. Letzteres führt dazu, dass Schwaderlappen als Liebhaber alten Liedguts vor Entsetzen in eine frühkindliche Phase abgleitet. Und Litzmann? „Sie haben sich wenigstens Mühe gegeben“, bekennt er. Mehr ist dazu auch nicht zu sagen.

Dabei kann das PPP-Ensemble mehr. Der Auftritt der Protest-Bienen ist einfach nur köstlich gespielt, die „Sendung mit der Maus“ zum Thema Renten trotz gnadenlos überzeichneter Schenkelklopfer hintersinnig und das Gruppentreffen der bekennenden Dieselholiker spätestens mit der Ankunft von Schauspieler Vin Diesel (Tunc Denizer) schlichtweg schräg. Für Begeisterung beim enthusiastischen Publikum sorgt zudem der Auftritt von Hagen Range und Beate Bohr als Mallorca-Version der Geissens, die im PPP Urlaub machen und angesichts des Vereinsnamens FKK Rhenania kurzerhand blank ziehen. Muss man sich trotz ausstaffierter Ganzkörperkostüme auch erst einmal trauen. Für einen Hauch politischen Kabaretts sorgt Range derweil als Reinkarnation von Willy Brandt, der rigoros mit der SPD abrechnet, auch wenn er dabei sowohl optisch als auch hinsichtlich der Diktion eher an Franz Josef Strauß erinnert. Zumindest darum muss sich das Präsidium nicht kümmern, das sich nach einem romantischen Lied von Litzmann mit einer Frauenbekanntschaft (Beate Bohr) auch noch mit einer „#metoo“-Klage konfrontiert sieht. Man kann ja schließlich nicht auf alles Rücksicht nehmen. Vor allem nicht dann, wenn die Stimmung im Mittelpunkt steht. Und die wird denn auch bedient. Immerhin. Dann ist ja alles gut.

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