Pause & Alich: Klimaneutrale Weihnachtsfeier

Warum muss Weihnachten eigentlich immer im Winter sein? Wenn die Kerzen die ganze Zeit brennen müssen, um die Dunkelheit im Zaum zu halten, die Öfen bollern und selbst die Getränke erhitzt werden. Klimaneutral ist das nicht, da sind sich Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) einig. Könnte man das Hohe Fest nicht einfach in den Sommer verlegen? Dann würde es auch nicht mehr die Karnevals-Session mit bemühter Besinnlichkeit stören. Aus närrischer Sicht spricht also einiges für diesen Plan, den die beiden trink- und sangesfreudigen Streithähne in gewohnt chaotischer Manier im Pantheon ausbreiten. Aus ökologischer sowieso. Und da schließlich für das Klima alles getan werden muss, sind selbst Traditionen nicht länger sicher.

Ohnehin haben Fritz und Hermann nicht zuletzt dank der Internationalen Klimakonferenz ihre grüne Ader entdeckt. Manches läuft schief, stellen sie fest: Die Pilgerfahrten zu den Heiligen Drei Königen in Köln hinterlassen nicht nur reelle, sondern auch ökologische Fußabdrücke von beachtlicher Größe und sollten daher ebenso auf den Prüfstand gestellt werden wie die Kirchenglocken, deren Lärm-Emissionen nur noch von Kindertagesstätten übertroffen werden sowie von jenen Eltern, die ihre Sprösslinge im Suff respektive im SUV in besagte Terror-Einrichtung karren. Darüber können sich die beiden trefflich aufregen. Hermann geht sogar noch einen Schritt weiter, ärgert sich über Fleece-Flusen-belastete Fische und anderen Plastikmüll in den Weltmeeren, während Fritz lieber die Politik samt so manchem Trumpeltier aufs Korn nimmt und über eine letzte Verwendung für die faulenden Tomaten in seinem Kühlschrank nachdenkt.

Zugegeben, mit Weihnachten hat all das nur am Rande zu tun. Aber das ist man von den beiden Ober-Pantheoniken ja nicht anders gewohnt. Immerhin lässt es sich Hermann nicht nehmen, eine weitere seiner modernen Weihnachtsgeschichten zu erzählen, in denen das Familienfest im Debakel endet; dazu noch ein paar umgedichtete Liedchen, schon ist die Stimmung wieder so, wie sie sein soll. Genüsslich bedienen sich Fritz und Hermann bei den Village People und bei Bert Brecht (herrlich, wenn die „Seeräuber-Jenny“ auf einmal zur Marienoffenbarung wird), lassen sich von Katrin Göring-Eckardt ein Wiegenlied schreiben und greifen auch auf ein paar Klassiker zurück. Dazwischen stürzt sich Operetten-Liebhaber Hermann aus einem eher fadenscheinigen Grund in eine Szene aus „Die lustige Witwe“, während Fritz Solidarität mit allen Separatisten fordert und Katalanen, Basken, Iren und Schotten zumindest musikalisch unterstützen will. Was aufgrund der fehlenden Kenntnis passenden Liedguts nur bedingt funktioniert. Aber egal, der Gedanke zählt.

Etwa zwei Stunden stürmt das Chaos-Duo von einem Thema zum nächsten, sehr zur Freude des Publikums. Das ist ohnehin bester Stimmung: Erstmals ist im Pantheon die Cocktail-Bar besetzt, und auch die sehnsüchtig vermissten Käse-Würfel sind wieder im Angebot. Zwei Geschenke für die Menge, die diese nur zu gerne annimmt, so sehr Hermann auch „Verzicht ist Gewinn“ predigt. Ein bisschen Genuss gehört zur Bonner Vorweihnachtszeit nun einmal ebenso dazu wie die skurrilen Kommentare von Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen. Beides sollte man sich gönnen. Bis Heiligabend gibt es dafür immerhin noch einige Gelegenheiten.

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