Florian Schroeder: Aufklärer mit polemischer Ader

Die Welt versinkt im Chaos. Überall Despoten und solche, die es noch werden wollen: Trump, Erdogan, Kim Jong-Un, Putin, Orban, Gauweiler. Kein Wunder, dass in immer mehr Ländern der Ausnahmezustand ausgerufen wird, in dem man schnell mal verloren geht. Es sei denn, man hat einen Leitstern wie Florian Schroeder, der alles erklären kann. Oder das zumindest glaubt. Im restlos ausverkauften Pantheon inszeniert der 38-Jährige sich auf jeden Fall als großer Aufklärer mit zuverlässigem Kompass – und führt doch gerne mal seine Zuhörer mit polemischen Ausschweifungen in die Irre.

Keine Frage, Schroeder kennt sich in Politik ebenso gut aus wie in Ethik, ganz im Gegensatz zu so manchem Bundestagsabgeordneten. Schnell erklärt er den Utilitarismus samt Gegenentwurf, verweist auf die Zwangsarbeiter, die jeder Mensch in der westlichen Welt durch seinen Konsum unwissentlich beschäftigt, und skizziert den von China geplanten „Citizen Score“, bei dem sozial erwünschtes Verhalten mit Punkten belohnt wird und die Menschen so in bestimmte Kategorien eingeteilt werden können („Brave New World“ lässt grüßen). Doch leider paart er diese inhaltlich so wichtigen Themen mit den üblichen billigen Angriffen auf einzelne Politiker und parteilicher Pauschalkritik, mal mittels schlechter Photoshop-Montagen, oft jedoch auch durch die bei ihm so beliebten Stimm-Imitationen. Vor allem auf die FDP hat er es abgesehen, bezeichnet sie als „das personifizierte Böse“ und „die AfD des reichen Mannes“, ohne diese in ihrer Härte auffälligen Aussagen aber adäquat zu untermauern. Er wirft Christian Lindner vor, regelmäßig am rechten Rand zu fischen, belegt dies aber nicht und lässt so ganz nebenbei gewisse CSU-Granden außen vor. All das wirkt wie Reflex-Kabarett: Die Liberalen als bewährtes Feindbild des Kabaretts sind wieder da, also Feuer frei aus allen Rohren. Inhalte? Kommen später. Oder auch gar nicht. Denn so ganz nebenbei schweift Schroeder aus unerfindlichen Gründen ab, ahmt minutenlang Star-Koch Johann Lafer nach und ist dabei mitunter so penetrant wie Markus Lanz. Wo ist der Witz in diesem Kessel Buntes? Zumal Schroeder es doch besser kann. Vor allem weitaus feinsinniger. Wenn er sich über Amis, Briten, Spanier und Schwaben im Prenzlauer Berg aufregt und zugleich eine offene Gesellschaft propagiert oder wenn er zum Boykott einer Pizzeria aufruft, die aus Respekt gegenüber der Meinungsfreiheit auch Nazis bedient, bietet Schroeder Satire vom Feinsten. Wenn er das nur mit mehr Kontinuität hinbekommen würde.

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