Glenn Miller Orchestra: So authentisch wie möglich

Näher kommt man dem Original nicht mehr: Seit der legendäre Bigband-Leiter Glenn Miller im Dezember 1944 unter ungeklärten Umständen verschwand und schließlich für tot erklärt wurde, haben zahlreiche Künstler seine Songs adaptiert, haben den „Chattanooga Choo Choo“ über die Gleise fahren lassen, die „Moonlight Serenade“ geträllert oder „In The Mood“ geschmettert. Doch nur drei Orchester weltweit dürfen offiziell die originalen Arrangements des Meisters spielen und damit dessen Vermächtnis am Leben erhalten. Nur sie dürfen für sich in Anspruch nehmen, jenen einzigartigen Sound auf die Bühne bringen zu können, den man sonst nur von den alten Platten kennt. Am vergangenen Samstag war nun das europäische Glenn Miller Orchestra unter der Leitung von Wil Salden zu Gast in der Stadthalle Bad Godesberg und bot dem Publikum tiefenentspannten Swing in Reinform.

Jeder große Hit Glenn Millers war im Repertoire, von „Tuxedo Junction“ bis „Little Brown Jug“, von „On The Sunny Side Of The Street“ bis „Pennsylvania 6-5000“. Daneben gedachte das Orchester anderen Legenden jener Zeit, verbeugte sich vor Benny Goodman, Urbie Green und Ella Fitzgerald. Die Gesangsparts übernahmen Miett Molnar, Wil Salden selbst sowie ein paar Bläser, die als „Moonlight Serenaders“ ein angenehmes, unaufgeregtes Vokal-Ensemble bildeten. Ohnehin mussten die Musiker grundsätzlich mehr tun als einfach nur spielen, mussten nebenher immer wieder tanzen, winken und kollektiv singen. Alles bis ins letzte Detail durchchoreographiert, jeder Akzent vorhersehbar. Das Publikum war von dieser Darbietung sichtlich begeistert; für viele der Anwesenden war das Konzert eine Rückbesinnung auf ihre eigene Jugend, ein nostalgischer Rückblick in eine Ära, die zeitlose Musik geschaffen hat. Für zwei Stunden war Glenn Miller wieder auferstanden und der Swing wieder jung. Und zu hundert Prozent authentisch.

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