Johann König: Sechs Folgen mit etwas "Wunderbarem"

Für Johann König ist vieles wunderbar. Zumindest, wenn man es sich oft genug sagt. Ein erfolgversprechendes Konzept, wie der 53-Jährige schon 2016 mit der Veröffentlichung seines dritten Buches herausgefunden hat: Damals hat er sich Kinder schöngeredet. Jetzt hat er zusammen mit dem WDR ein neues Format erarbeitet und im Pantheon, dessen Innenraum sich zu diesem Zweck kurzerhand um 90 Grad drehen musste, die ersten sechs Folgen aufgenommen. Jede dreht sich um einen Schlüsselbegriff (zum Beispiel Mobilität, Erotik oder Essen), die allerlei alte und neue Stars aus Comedy und Kabarett kommentieren sollen – was manchmal, aber nicht immer funktioniert. Hier jetzt ein paar Eindrücke vom finalen Abend. 

Werbeanzeige


QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Insgesamt drei Tage lang hat der WDR das Pantheon für die neue Reihe „Johann König & Gäste“ in Beschlag genommen und die Bühne kurzerhand vor die schöne bunte Bar gebaut, die für die Besucher des Kleinkunsttempels ohnehin der größte Blickfang ist. Sieht schön aus, ist aber auch ein nicht unerheblicher Aufwand. Wie auch immer: Da stehen sie also, die fünf Gäste pro Folge, darunter Publikumsmagneten wie Torsten Sträter, Alain Frei, Michael Mittermeier und Dave Davis, aber auch aufstrebende Künstlerinnen und Künstler wie Teresa Reichl, Matilde Keizer oder Anna Bartling. Und dazwischen König, der mit seinen gewohnt lapidaren Sprüchen, die schnell mal ins Absurde abrutschen, im Grunde nur als Moderator dient. „Die Ökobilanz eines Schweins wird ja besser, wenn man es schlachtet“, sagt er zum Beispiel am dritten Abend in Reaktion auf Hinnerk Köhn, der zwar grundsätzlich eine vegane Lebensweise gut finden würde, wenn nur die ganzen Produktnamen nicht wären. Vozzarella, also bitte. Immerhin ist Köhns Abneigung nur auf vegane Wurst und ähnliches beschränkt, während Florentine Osche Probleme mit laktoseintoleranten Menschen hat. „Ich kann die nicht ernst nehmen, weil sie ihre Medizin bei Rossmann kaufen“, sagt sie. Ist das selbst nicht ein bisschen intolerant und kleinkariert? Derweil erzählt Ivan Thieme, was er während eines Nebenjobs im Kino alles auf, vor, zwischen und hinter den Sitzen gefunden hat – darunter Sushi, ein Döner und eine Ananas –, während Tony Bauer über seine Erfahrungen im Schrebergarten spricht. Eine verschenkte Chance, da Bauer immerhin der Dünndarm fehlt und er sich somit ganz anders ernähren muss als die meisten Menschen. Da hätte Bauer mehr draus machen können und müssen als ein banales „Ich komme aus Duisburg, das liegt neben Essen“.

Artikel wird unten fortgesetzt

Die letzte Folge, zumindest in der Reihenfolge der Aufzeichnung, dreht sich um Fitness. Für König, der immerhin an der Deutschen Sporthochschule Köln studiert hat, eigentlich das perfekte Thema. Warum er sich dann minutenlang an einem speziellen Drink aufhält, den ihm sein Fußpfleger empfohlen hat, ist angesichts dessen nicht wirklich nachvollziehbar. Aber gut, vielleicht will er auch nur nicht Abdelkarim die Butter vom Brot nehmen: Dieser ist immerhin seit 20 Jahren im Fitness-Studio angemeldet, hat in einem Jahr 17 Kilo abgenommen – wenn auch immer das selbe – und bemüht sich zumindest, die Stimmen aus dem heimischen Schoko-Schrank zu ignorieren, was wahrscheinlich die härteste Übung von allen ist. Zumindest den ersten Erfolg kann allerdings die bezaubernde Josepha Walter übertrumpfen: Sie ist zwar noch nicht so lange Mitglied in einem Club wie Abdelkarim, geht dafür aber wenigstens hin. Gut, nur um Leute zu beobachten, vor allem wenn sie streiten, aber das ist immerhin etwas. Zudem sind diese Bekenntnisse allesamt appetitlicher als die Ausführungen von Aurel Mertz über seine Besuche in der Senioren-Sauna und seinen Saftkur-Versuch. Der Verweis auf seine diversen Körperöffnungen ist sogar so peinlich, dass im Saal betretenes Schweigen herrscht und Mertz explizit um Applaus bitten muss. Es ist der traurige Tiefpunkt des Abends. Immerhin kann Hans Thalhammer das Niveau wieder ein bisschen anheben, auch wenn er sich inhaltlich nur zum Teil von seinem Vorredner unterscheidet, nur dass er sich als Bettnässer outet und nicht als Safttrinker. Zum Glück sorgt Helene Bockhorst mit ihren inszenierten, aber doch schön schrägen Gags („schlürf die Vinaigrette aus meinem Bauchnabel“) für einen erfolgreichen Abschluss. 

Sendetermine

Wann beziehungsweise in welcher Reihenfolge die einzelnen Folgen im WDR Fernsehen ausgestrahlt werden, ist noch nicht ganz klar; Sendetermine sind aber

  • 6.9., 22.15 Uhr (Wiederholung: 8.9., 23 Uhr)
  • 15.9., 22.15 Uhr (Wiederholung: 19.9., 23 Uhr)
  • 22.9., 22.15 Uhr (Wiederholung: 26.9., 23 Uhr)
  • 29.9., 22.15 Uhr (Wiederholung: 3.10., 23 Uhr)
  • 6.10., 22.15 Uhr (Wiederholung: 10.10., 23 Uhr)
  • 13.10., 22.15 Uhr (Wiederholung: 17.10., 23 Uhr)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0