Florian Hacke: (K)ein Happy End für die Menschheit

Einfach mal die Welt ausblenden und einen schönen Abend haben, das ist das erklärte Ziel von Florian Hacke. Getreu dem christlichen Gebots „Liebe deinen nächsten wie sich selbst“ würde er dieses Angebot sogar Nazis unterbreiten – auch wenn ihm bei diesem Gedanken die Galle hochkommt. Tja, immer altruistisch bleiben ist ganz schön stressig. Zum Glück ist das Publikum im Haus der Springmaus recht magenfreundlich, und so kann der 45-Jährige guten Gewissens ein Happy End versprechen. Zumindest für diesen Tag. Denn langfristig droht fast schon unvermeidlich die Apokalypse, und wer dann nicht systemrelevant ist oder Aliens mit einem Mangel an Pflegekräften in ihre sieben Hintern kriecht, darf nicht in den Weltuntergangsbunker. Und so muss sich auch Hacke ranhalten, der trotz allem seine positive Einstellung nicht verliert. „Ich habe keine Lösung“, sagt er, „aber ich bewundere das Problem.“ Na immerhin.

Auf den Kleinkunstbühnen ist Florian Hacke im Grund ein Spätzünder. Der Theater- und Musical-Schauspieler, der unter anderem in Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont“ mitgewirkt hat, schrieb sein erstes Comedy-Solo-Programm erst mit 39 Jahren. Das merkt man aber nicht: Mimik, Gestik und Timing sitzen nahezu perfekt, und banal ist an „Happy End“ gar nichts. Was Hacke zeigt, ist Stand-Up-Kabarett vom feinsten, mit gut gesetzten Pointen und einer ständig mitschwingenden Meta-Ebene, wofür Hacke sich übrigens regelmäßig mit einem lauten Buzzer-Ton kasteit. Immerhin will er ja nicht zu elitär wirken, um niemanden zu überfordern oder zu verletzen. Stichwort Nazis. Oder AfD-Wähler.

Immer mit einem Lächeln auf den Lippen spricht Hacke so über die wirklich wichtigen Themen. Über einen schönen Tod i m Kreis der Lieben (die unterbezahlte pakistanische Pflegekraft wird dabei ebenso ausgeblendet wie das Dreibettzimmer bei post-apokalyptischen 42 Grad im Schatten), über Lehrkräfte in homöopathischen Dosen, über prozessorientiertes Basteln und über die Frage, wen man nach einem katastrophalen Schiffbruch zuerst verspeist, Christin Lindner oder Alice Weidel. Will man nicht wissen? Ist vielleicht auch besser so, immerhin ist Wissen gefährlich. „Je mehr man über eine Sache weiß, um so schwieriger ist es, sie bedingungslos zu lieben“, sagt Hacke. Also Ohren auf Durchzug stellen, positiv denken und „Hakuna Matata“ singen, ganz nach dem Motto „Ja, der Wald brennt, aber bestimmt kommt bald das nächste Hochwasser.“ Das hilft zwar nicht bei Kindern – mit denen kennt Hacke sich bestens aus, ebenso wie mit den Schrecken aller Eltern, den Pixibuch-Figuren Conny und Leo Lausemaus –, aber dafür bei jedem genaueren Blick auf Politik und Wirtschaft. Und wenn die Außerirdischen dann doch kommen, ist man zumindest emotional in der richtigen Stimmung. Wer weiß: Vielleicht reicht das ja für ein Happy End.

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