„Season’s Greetings“: Oh du schöne Weihnachtszeit

Weihnachten, das Fest der Liebe. Und der Familie. Was mitunter durchaus zu trennen ist. Zumindest gilt diese Prämisse im Haushalt von Neville und Belinda Bunker, den beiden Hauptfiguren von Alan Ayckbourns Komödie „Season’s Greetings“. Wie jedes Jahr fallen bei dem selbst nicht ganz harmonischen Paar Verwandte und Freunde ein: Der ebenso leidenschaftliche wie talentlose Puppenspieler Bernard und seine Gattin Phyllis, die Schwester von Neville; der Gewalt liebende Onkel Harvey, der am liebsten Waffen verschenkt; Nevilles bester Freund Eddie samt seiner schwangeren Frau Pattie und den drei Kindern; und Belindas Schwester Rachel, die den angeblich berühmten Autor Clive mitbringt. Eine gefährliche Mischung, bei der allerlei schief gehen kann. Und noch mehr tatsächlich schief geht. Nun haben die Bonn Players das Stück im englischen Original mit viel Verve auf die Bühne der Brotfabrik gebracht.

„Season’s Greetings“ lebt von den Spannungen zwischen den verschiedenen Charakteren, insbesondere zwischen den (Ehe-)Paaren, bei denen die Leidenschaft schon lange verloren gegangen ist – oder im Fall von Rachel und Clive noch gar nicht zu mehr als einer platonischen Beziehung gereicht hat. Letzterer zieht sich denn auch gleich zu Belinda hingezogen, die sich – ebenso wie Pattie – zumindest zu Weihnachten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit wünscht, was aber schwierig ist, wenn die jeweiligen Gatten lieber Comics lesen, defekte Spielzeugautos zu reparieren versuchen oder in Ermangelung besserer Alternativen kurzerhand in den nächsten Pub verschwinden. So dürfte es nicht überraschen, dass es im Laufe der vier Feiertage und mit steigendem Alkoholpegel mitunter ziemlich zur Sache geht.

Für die erfahrenen Bonn Players ist Ayckbournes Stück ein überaus dankbares Stück, so lange der bissige schwarze Humor nicht zu kurz kommt. Und das tut er nicht. Vor allem Peter Ferrow ist als bärbeißiger Onkel Harvey immer wieder für einen Lacher gut, ebenso wie Chriss Nott-Held als Neville, während Konrad Hauptfleischs Bernard so herrlich bieder wirkt und gerade deshalb grandios ist. Stark auch Imke Lichterfeld als Belinda, die als frustrierte Ehefrau in Clive (Tamer Afifi) eine Antwort auf ihre Sehnsüchte zu finden glaubt. Ob sich dies auch so entwickelt wie gehofft, welche monumentale Version von „Three Little Pigs“ Bernard für sein Puppentheater inszeniert hat, wer es am Ende mit Onkel Harveys Gewehr zu tun bekommt und was für eine Rolle ein Aufzieh-Affe spielt – das soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

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