Damian Wilson: Besser spät als nie

Unter all den exzellenten Musikern, die in den vergangenen 30 Jahren auf der Bühne der Harmonie gespielt haben, ist Damian Wilson sicherlich einer der liebenswertesten. Und in Sachen Rockgesang ohne Zweifel einer der besten. Der 54-jährige Prog-Metal-Frontmann, der mit seiner Band erstmals nach Endenich gekommen ist und neben einigen wenigen eigenen Stücken vor allem Hits von Ayreon, Headspace und Treshold im Repertoire hat, geht und schüttelt sowohl freudig als auch ungekünstelt Hände schüttelt, verfügt über ein unglaubliches Organ: Warm und charismatisch in den Balladen, kraftvoll und scharf bei den wilderen Werken, und das sowohl in den höheren Tenorlagen als auch im unteren Bereich. Im Konzert zeigt er seine gesamte Bandbreite – und die seiner Mitmusiker.

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Die Kompositionen der bereits genannten Bands lassen dabei nichts zu wünschen übrig. Das epische „And The Druids Turn To Stone“, an das sich Wilson mit einem gewissen Respekt heranwagt („Ich versuche nur selten, das Ayreon-Universum wiederherzustellen, da die Ansprüche schon recht hoch sind“, sagt er dazu – und unterschlägt dabei, dass er an diesem einen nicht unerheblichen Anteil hat), dient dabei nur als einer von vielen Höhepunkten mit pulsierenden Bässen, wummernden Gitarren und feinem Synthi-Spiel, während am anderen Ende des Spektrums die mitunter durchaus brachiale Musik von Headspace lauert. Die beiden Gitarristen Joop Wolters und Mirko Sangrigoli beherrschen zum Glück beides, können es so richtig krachen lassen und sich an anderer Stelle in ausgefeilten Melodielinien zu verlieren. Dennoch ist absolute Konzentration von Nöten, da Vivien Lalu und Christian Mendoza immer wieder die Zählzeiten und das Tempo wechseln. Und die Stimmung. Wo die meisten Songs von Ayreon in ihrer Glorie mitunter fast schon ein wenig kitschig wirken, dreht sich der Wind bei Headspace-Stücken wie „Dead With A Bullet" – und bei „Into The Black Hole“, einer genre-untypischen, dunkel wabernden Ayreon-Komposition. Als besonders schön erweist sich derweil die Threshold-Ballade „Clear“, die inzwischen längst die 25-Jahre-Grenze überwunden hat und die dennoch so berührend wirkt wie am ersten Tag, nicht zuletzt dank Damian Wilson, der dem Stück genau jene Farbe verleiht, die es braucht. So wie immer. Sofern er nicht gerade im Publikum wandelt, versteht sich. Schöner kann ein Abend kaum werden.

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