Emil Brandqvist Trio: Der verhüllte Magier

Wer es nicht besser wüsste, der könnte denken, dass Emil Brandqvist ein überaus virtuoser Pianist ist, der das Publikum mit ebenso virtuosen wie filigranen Läufen verzaubert und in seinem Trio den Ton angibt. Zugegeben, diesen Mann gibt es auch, nur heißt er Tuomas Turunen. Brandqvist hingegen verbirgt sich zumindest musikalisch gesehen in den Schatten und grundiert die zarten Klangbilder mit feinem Schlagzeugspiel. Was mitunter gar nicht so auffällt. Und doch einen Unterschied macht. Jetzt war der 41-Jährige mit Turunen und dem Bassisten Max Thornberg in der Harmonie zu Gast.

Etwas ungewöhnlich ist der Besuch der Schweden schon, immerhin waren sie erst vor einem halben Jahr in Bonn, damals allerdings noch mit dem alten Album und nicht mit der Neuerscheinung „Layers of Life“. Andererseits ist das Emil Brandqvist Trio so gut, dass sich auch ein weiteres Konzert in 2023 lohnen würde. Schon die ersten Takte von „Lullaby in Green“ stimmen das Publikum entsprechend ein: Geradezu zärtlich perlen die Töne aus Turunens Fingern, während Thornberg über die Saiten tanzt und einen pulsierenden Kontrapunkt zum Klavier bildet. Dazwischen sitzt Brandqvist hinter einem erstaunlich niedrigen Schlagzeug, zeichnet mit den Besen dezente Schattierungen und hält sich ansonsten zurück. Er prescht nicht nach vorne, treibt niemanden an, stürzt sich nicht in expressive Soli, sondern mimt den verhüllten Magier, der aus dem Hintergrund heraus zaubert, oft nur unterbewusst wahrgenommen wird und der dennoch die Musik auf eine neue Ebene hebt.

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Nur selten dreht Emil Brandqvist so richtig auf, etwa bei dem turbulenten „Crowded Apartment“, und selbst in diesem Stück beschränkt sich der explosive Akt auf ein paar Sekunden. Langweilig ist die Musik deswegen aber keineswegs – das richtige Adjektiv wäre wahrscheinlich vielmehr „traumhaft“. Die romantisch anmutenden Pianoläufe, der melodische Bass und die enorme Farbpalette von Emil Brandqvist, dem Bob Ross des Jazz, erweisen sich als die ideale Begleitung zu jener blauen Stunde, die das Trio gegen Ende des Konzerts noch einmal explizit beschwört. Musik zum Genießen kann so schön sein. Und so einfach.

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