Hennes Bender: Intro in der zweiten Hälfte

Hennes Bender muss umplanen. Den Anfang in die Mitte, die Pause vor den Anfang, und das Ende – bleibt am Ende. Ist besser so. Und alles nur, weil der CD-Spieler des Pantheons und die CD mit der Eingangsmusik des 55-Jährigen nicht miteinander klarkommen. Kann passieren, insbesondere in der leider viel zu selten bespielten Lounge des Beueler Kleinkunsttempels. Aber dank einem eifrigen Techniker und einem improvisationsfreudigen Künstler ist das alles kein Problem, höchstens eine Herausforderung, und auch die ist kleiner als zunächst vermutet. Immerhin macht Bender, der leidenschaftliche Nerd mit einer besonderen Vorliebe für Spongebob Schwammkopf, ohnehin Stand-Up-Comedy und braucht nicht zwingend einen roten Faden. Sondern nur ein gut gelauntes Publikum, das ihn auch ohne Rock-Intro gebührend feiert. Was durchaus gelingt.

Lange war es still um Hennes Bender, nicht nur wegen Corona. Mit „Wiedersehen macht Freude“ will er nun an frühere Zeiten anknüpfen, in denen er sich mit seinem Film- und Serienwissen sowie seinen Stimm-Imitationen eine treue Fan-Gemeinde erspielte. Doch genau damit hält er sich zunächst zurück und konzentriert sich auf sein Alter, seine Liebe zur deutschen Sprache und das Schweinefilet-Skandal im VIP-Bereich eines Helene-Fischer-Konzerts. Schließlich muss die erzwungene Auszeit ja etwas gebracht haben. Sogar den Poetry-Slam versucht Bender sich zu erschließen, trägt seinen Text aber ebenso frei vor wie all seine anderen Gedanken und scheitert somit am Format.

 

Erst nach der Pause – und nach dem Intro – kehrt er zurück in seine Komfortzone, testet das Wissen des Publikums in Bezug auf Coverbands, gesteht seine kindliche Angst vor dem Weißen Hai und regt sich über Tolkien-Ultras auf, die bei der unsagbar teuren Serie „Die Ringe der Macht“ auf einen dunkelhäutigen Elben schimpfen. „Das sind Probleme, die keiner braucht“, wettert Bender und ist endlich wieder in seinem Element, wirkt authentisch, ehrlich, ungekünstelt. Ja, das mag ein Nischenthema sein, aber lieber das als Witze über Treppenlifte, die gefühlt 75 Prozent der (männlichen) deutschen Comedians jenseits der 50 machen (ihre weiblichen Pendants fangen mit diesem Thema erst 20 bis 30 Jahre später an). Kein Wunder also, dass das Publikum abgesehen von einem pensionierten Bestatter in der ersten Reihe erst nach der offiziellen Begrüßung richtig euphorisch wird und Hennes Bender für das feiert, was er nun einmal ist: Ein Nerd. Und zwar einer der besten.

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