Bläck Fööss: Die Erben sind auf sich gestellt

1994 haben viele Fans die Bläck Fööss für tot erklärt. Den Ausstieg von Sänger Tommy Engel, so fürchteten sie, würde die Band nicht überleben. Eine Fehlannahme. Und doch regten sich ähnliche Befürchtungen im Oktober vergangenen Jahres, als mit Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath die letzten beiden verbliebenen Gründungsmitglieder ihren Abschied ankündigten – ein paar Monate später sollte Drummer Ralph „Gus“ Gusovius ihnen folgen. Jetzt, so echauffierten sich manche, sind die Bläck Fööss nur noch eine Coverband ihrer selbst. In der Harmonie zeigte sich nun, dass an den Befürchtungen durchaus etwas dran sein könnte. Und dass die Band trotzdem noch lange nicht unter die Erde gehört. Sondern auf die Bühne.

Gleich zwei Konzerte spielen die Bläck Fööss in Endenich, zwei Abende, an denen sich die Erben der nackten Füße würden beweisen müssen. Die Erwartungen sind hoch, immerhin hat die Band schon seit Jahrzehnten Kultstatus, und auch wenn Keyboarder Andreas Wegener inzwischen mit 18 Jahren Bandmitgliedschaft der Dienstälteste ist, haben vor allem die Frontmänner Mirko Bäumer und Pit Hupperten seit 2017 immer wieder bewiesen, dass sie nicht ohne Grund als Nachfolger von Kafi Biermann und Peter Schütten auserkoren wurden. Und doch ist zumindest am ersten Abend in der Harmonie irgendetwas anders, ist eine Lücke spürbar, die nur schwer zu greifen und noch schwerer zu füllen war. Dabei bemühen sich Bäumer und Hupperten wirklich, dem Publikum gerecht zu werden, scherzen, grinsen und greifen von Anfang an auf jene Hymnen zurück, die jeder im Saal selig lächelnd mitsingen kann: „Drink doch eine met“ ist direkt das zweite Lied, „Unsere Stammbaum“ das vierte. Traumhafte Titel. Wenn sich jetzt nur das Gänsehaut-Gefühl einstellen würde, das mit dieser Musik eigentlich verbunden ist. Die neue Generation der Bläck Fööss spielt die Songs gut, keine Frage, aber letztlich so wie jede andere beliebige Band, was bei den leicht angestaubten Nummern wie „Damenwahl em Stammlokal“ oder „Mikado“ noch deutlicher zu Tage tritt. Schade.

Mit der Zeit groovt sich das Sextett allerdings ein bisschen ein, wird lockerer und vor allem authentischer. Der „Buuredanz“ klappt wie am Schnürchen, „Katrin“ auch. Und dann wären da noch die ganz neuen Lieder. „Wie fröher, nur späder“ zum Beispiel, oder „E Leeve donoh“. Vor allem erstere Nummer der beste Beweis dafür, dass die Bläck Fööss vielleicht jetzt etwas anders klingen und die Adaption mancher Klassiker noch nicht ganz abgeschlossen ist, die Band aber durchaus in der Lage ist, das Erbe ihrer Vorgänger anzutreten und würdig zu verwalten. Die Begeisterung des Publikums spricht ebenfalls eine deutliche Sprache. Nein, die Bläck Fööss sind noch lange nicht tot. Sondern auf einem guten Weg zu einem zweiten stolzen Leben.

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