„Funky Town“: Beatbox-Show mit Höhen und Längen

Wenn ein leidenschaftlicher Beatbox-Jongleur und einer der nach eigenen Angaben ältesten Breakdancer gemeinsam eine Show konzipieren, kann nur so etwas wie „Funky Town“ herauskommen. Dementsprechend groovend startet jetzt das GOP Bonn ins neue Jahr, setzt auf Samples und Synthesizer, auf urbanes Lebensgefühl und Hip-Hop-Attitüden – und polarisiert damit das Publikum. Denn nicht jeder kann sich mit dieser eigenwilligen Mischung anfreunden, mit dem Slapstick-Humor, der live produzierten Elektro-Musik und der bemühten Coolness, die vor allem die beiden Regisseure und Hauptdarsteller Robert Wicke und Kai Eikermann an den Tag legen. Andererseits kommt die körperbetonte Komik durchaus an. Und mündet letztlich nach der ein oder anderen Überraschung in stehenden Ovationen.

Dabei gibt es durchaus gute Gründe für ein bisschen Skepsis. Vor allem in der ersten Hälfte simmert das Programm mitunter auf niedriger Flamme, ganz nett, aber ohne große Höhepunkte, sieht man einmal von der zarten Poesie von Nadia Lumley und ihrem Cyr ab. Die Antipoden-Nummer der Äthiopierin Habtamnesh Argaw und die Trapezdarbietung von Mareike Koch sind nett, aber für GOP-Verhältnisse nicht überragend, Eikermann als menschlicher Staubsauger ist eher albern denn clever, und Wickes Spiel mit Loop- und Effekt-Geräten dehnt die Show unnötig in die Länge. Immerhin erweist sich letzterer aber an der Seite von Bassist und Keyboarder Fede Rimini als geschickter Klangbastler und kann zudem hervorragend mit dem Publikum umgehen, holt sich eine junge Dame auf die Bühne und wird später auch einen älteren Herrn zum Tanzen bringen – der umjubelte Höhepunkt des Abends.

Nicht nur in dieser Hinsicht nimmt „Funky Town“ nach der Pause Fahrt auf. Das Duo Spirit, das zuvor schon mit ihrer Partnerakrobatik einen starken Akzent setzte, begeistert nun mit einer fantastischen Nummer an den Strapaten, bei der Luiza Vorontsova und Dmitrii Vinokurov immer wieder mal die Rollen wechseln und die Frau den Mann hält, statt umgekehrt. Auch der scheinbar schüchterne Monsieur Chapeau überzeugt mit seinem Balance-Akt auf überaus wackeligen Rollen, könnte seinen Auftritt aber ruhig ein bisschen straffen, selbst auf die Gefahr hin, dass die ohnehin kompakte Show noch kürzer wird. Gleiches gilt für die Springseil-Weltmeisterin und zweifache Weltrekordhalterin Tori Boggs, deren Nummer als eine Art Boxkampf inszeniert wird, was leider sowohl Tempo als auch Spannung kostet und ihrer technischen Brillanz nicht vollends gerecht wird. Schade, zumal Boggs mit irrem Tempo Tricks zeigt, die man so auf einer GOP-Bühne wahrscheinlich noch nicht gesehen hat. Das Publikum jubelt stattdessen aber eher Eikermann zu, der sich mit unglaublicher Körperbeherrschung als Roboter maskiert, so wie vor nunmehr vier Jahren beim Circus Roncalli, wo er und Wicke sich erstmals über den Weg gelaufen sind. Kann man sich ruhig mal ansehen – schon allein für das unglaublich komische Finale.

Parallel zu „Funky Town“ hat der neue GOP-Direktor Florian Engel, der auf Marc Schüler folgt, das Theater übrigens in eine Galerie verwandelt: Neun Street-Art-Künstlerinnen und -Künstler aus der Region präsentieren bis zum 26. Februar im GOP-Flur jeweils sechs bis sieben Werke. Urbane Kunst tritt urbane Sounds, so die Idee. Die Ausstellung ist während der regulären Öffnungszeiten des Hauses frei zugänglich.

 

 

„Funky Town“ ist noch bis zum 26. Februar 2023 im GOP Bonn zu sehen. Shows finden statt jeweils Mittwochs und Donnerstags um 20 Uhr, Freitags und Samstags um 18 und 21 Uhr sowie Sonntags um 14 und 18 Uhr. Karten erhalten Sie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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