Jan Philipp Zymny: Optionale Realität

In manchen Momenten erinnert Jan Philipp Zymny an Peter Pan: Er, der Slam-Poet und Prix-Pantheon-Preisträger, der Chaot mit dem Bärenkatapult und der Verteidiger des gehobenen Blödsinns, will nämlich ebenso wie der Junge aus Nimmerland auf keinen Fall erwachsen werden. Doch die Zeit macht auch vor ihm nicht halt. In ein paar Tagen wird er 29: Eigentlich kein besonders wichtiger Geburtstag, für Zymny aber dennoch eine Zäsur. Immerhin wird er so langsam Teil jener Bevölkerungsgruppe, die statistisch und vor allem politisch eher uninteressant ist, zu alt für die Umfragen über die Wünsche und Sehnsüchte der „jungen Generation“, aber noch nicht alt genug, um gezielt von konservativen Parteien umgarnt zu werden.

Derweil haben die Freunde immer weniger Zeit, weil sie jetzt alle reguläre Jobs haben oder sogar Kinder, die wichtiger sind als die früher so geliebten Pokemon, und nur Zymny fällt aus dem Raster. In seinem neuen Programm „surRealität“, das er jetzt erstmals im Pantheon präsentiert hat, setzt er sich mit diesen Missständen auseinander – und erweist sich als gereift, ohne den Jungen in sich zu unterdrücken.

 

Die Auswirkungen des Alters sind bei Zymny erst auf den zweiten Blick zu sehen. Natürlich macht er als Protagonist seiner eigenen Geschichten weiterhin Quatsch, etwa beim Arbeitsamt oder in der Fußgängerzone, und natürlich hat er sich seinen eigenwilligen Humor bewahrt, der irgendwo zwischen Monty Phython, Otto Waalkes und den Muppets eingeordnet werden kann; gleichzeitig ist er aber deutlich ernsthafter, setzt sich teils sehr durchdacht (und teils wieder völlig irre) mit der Bundestagswahl auseinander und analysiert die Seltsamkeit der Welt in Zusammenhang mit dem ausgeprägten Interpretationswillen der Menschen, dank derer sich sogar Wolken zu Bildern formen und Finger eigene Bedeutungen erhalten. Ja, seine Ausführungen sind immer noch absurd, die Inhalte sind es aber nicht. Herrlich ist aber auch eine herrlich intellektuelle Stil-Analyse einer Wandschmierei, die vor allem sprachlich einfach nur brillant ist.

Das bedeutet aber nicht, dass Jan Philipp Zymny das Image des Hofnarren gänzlich ad acta gelegt hätte. Wer Personalausweise gegen Identifikations-Lamas eintauschen will und sich beim Arbeitsamt als Überraschungszahnarzt bewirbt, hat das Kindsein nicht völlig verlernt. Zum Glück. Denn auch Kabarett braucht ab und zu einen Peter Pan, um nicht völlig zu verknöchern. Jemanden wie Zymny. Bitte weiter so.

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