The Dust Coda + Vola: Headbanging zu Sphärenklängen

Vor der Bühne ist es an diesem Abend so richtig voll. Menschen stehen dicht an dicht, jubeln, rocken und schütteln die langen Haare zum Takt der Musik des zweiten Crossroads-Tags in der Harmonie, so als ob die vergangenen anderthalb Jahre nur ein böser Traum gewesen wären. Ein schöner Anblick, vor allem für die Kamerafrauen und -männer des WDR, die es sichtlich genießen, endlich wieder solche Bilder einfangen zu können. Alles dank Vola. Die dänische Band, die irgendwo zwischen futuristischen, elektronischen Klanggebilden und knallharten Metalriffs ihre musikalische Heimat gefunden haben, hat eine ebenso furchtlose wie eingeschworene Fan-Gemeinde, die sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen will, das Quartett um Frontmann Asger Mygind ausgelassen zu feiern. Und natürlich mitzusingen. Schließlich ist man ja textsicher, und hymnische Passagen wie bei „Alien Shivers“ verlangen geradezu nach einem Chor. Was für ein Gänsehaut-Moment. Und was für ein Konzert.

Es sind Auftritte wie der von Vola, die das Crossroads-Festival des WDR Rockpalasts auszeichnen, Auftritte die für Begeisterung bei den Fans sorgen und für Euphorie bei jenen, die bislang noch nichts von der jeweiligen Band gehört haben. Natürlich gehört eine bestimmte Ausstrahlung dazu, die Vola auf jeden Fall haben, aber auch Musik, die etwas Besonderes ist und sich den gängigen Mustern konsequent verweigert. Die Einflüsse von Porcupine-Tree-Mastermind Steven Wilson sind unüberhörbar, doch erweitern Mygind und seine Band-Kollegen diese Elemente mit jedem neuen Stück, oft indem sie urplötzlich die Marschrichtung wechseln, von Sphärenklängen zu druckvollen Passagen wechseln oder einfach nur Drummer Adam Janzi von der Leine lassen, bevor es wieder die nächste Kehrtwende gibt, die sich bei allen Kontrasten doch hervorragend in den Gesamtklang einfügt.

Artikel wird unten fortgesetzt

Genau den entgegengesetzten Weg haben The Dust Coda eingeschlagen. Die Briten spielen gradlinigen, wuchtigen Hardrock der alten Schule, ohne wenn und aber. Ein Kracher nach dem anderen schallt durch die Harmonie und heizt der Menge ordentlich ein. Dennoch bleiben The Dust Coda ein wenig hinter den Erwartungen zurück, insbesondere dann, wenn sich Sänger John Drake am Blues versucht. Und scheitert. Es fehlt das Gefühl, der Schmerz, die Schwermut, die der Zwölftakter braucht und die der Australier aus irgendeinem Grund nicht aufbringen kann. Irgendwas fehlt, und zwar nicht nur bei Drake. Lead-Gitarrist Adam Mackie spielt zwar gut, seine Bühnenpräsenz ist aber zumindest an diesem Abend überschaubar, was angesichts der Musik schon ungewöhnlich ist. Schade, da wäre sicherlich mehr möglich gewesen als „nur“ guter Rock 'n' Roll. Viel mehr.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0