Florian Paul & die Kapelle d. l. Hoffnung: Immer dazwischen

Die Stimme warm und melancholisch, die Band zärtlich und druckvoll, die Texte nach dem Geheimnis der Liebe und dem Ausweg aus der Verzweiflung suchend: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung scheint vor allem aus Widersprüchen zu bestehen. Doch in Wirklichkeit ist die Münchener Band, die seit drei Jahren für Aufsehen sorgt, irgendwie dazwischen, wie sie selbst sagt. „Zwischen Anarchie und Kir Royal und Nymphenburg und Wuppertal“, im Spannungsfeld von Liebe und Leid, von Pop und Chanson und Liedermachertum, irgendwo da tanzen und taumeln die fünf jungen Musiker poesietrunken umher und erschaffen Erzählungen in mitternachtsblau, die direkt ins Herz gehen. So wie jetzt auch im Pantheon.

Das Konzert ist ein Erlebnis, und das nicht nur wegen Frontmann Florian Paul, dessen Prägung durch Element of Crime, Jacques Brel und Rio Reiser mit jedem gefühlvoll gesungenen Ton offenbar wird. Ja, er kann auch nur mit seiner Stimme überzeugen, die wie ein dunkler Rotwein die Luft schwängert; doch erst durch die Band können alle Facetten gleichermaßen zur Geltung kommen. Insbesondere Saxofonist Nils Wrasse setzt immer wieder fantastische Akzente, ebenso wie Pianist Giuliano Loli. Und immerhin liebt Paul den großen Gestus, kostet die Dramaturgie der exzellenten Arrangements voll aus – kein Wunder, dass er ebenso wie zwei weitere Bandmitglieder Filmmusik in München studiert haben. Nur manchmal, bei den Stücken aus fremder Feder, stört dieser Drang nach der großen Inszenierung, vor allem bei „Nur nicht aus Liebe weinen“, das in den Strophen träge von Wort zu Wort geschleppt wird, nur um dann wieder durch den Refrain gejagt zu werden.

 

Doch das sind Ausnahmen. Normalerweise schmiegt sich die Musik eng an die lyrischen Ergüsse des 25-jährigen Paul, diese traurig-zärtlichen, suchenden Gedanken darüber, wie das eigentlich gehen soll mit der fragilen Liebe und was passiert, wenn sie wieder einmal zerbricht. „Zwischen Selbstmitleid und Größenwahn […] baue ich Schlösser aus den Scherben der Vergangenheit“, singt er in „Dazwischen“, dem Titellied des Debütalbums. Denn aufgeben und sich der Verzweiflung hingeben ist schließlich keine Option. Dafür ist die Sehnsucht nach mehr einfach zu groß. Zum Glück, entstehen so doch musikalische Kleinode, die mitunter sogar entspannt und entspannt wirken, so wie die neue Single „Schwalben“. Doch irgendwann vergeht auch dieser Moment, und dann wird es wieder Zeit, wie die blaue Katze im gleichnamigen Rock-Chanson die Wunden zu lecken und die Trauer über die Zerbrechlichkeit von großen Gefühlen hinauszuschreien. Ist auch schön, zumindest so lange man nicht selbst betroffen ist. Das Publikum im Pantheon ist auf jeden Fall von Florian Paul und seiner Kapelle der letzten Hoffnung restlos begeistert. Also bitte wiederkommen. Und zwar bald.

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