Querbeat: Gebläse in der Menge

Die Flamingos brauchen Auslauf. Querbeat auch. Zwei aufgeblasene rosa Gummi-Federviecher hat die Bonner Blechblas-Popband zu ihrem Konzert im Kulturgarten mitgebracht, um ein kleines Wettrennen zu veranstalten und um die Menge darauf vorzubereiten, wie sich ein unerwarteter Besuch nach anderthalb Corona-Jahren anfühlt. Irgendwie ganz vertraut, wenn die Atmosphäre auf dem Gelände als Maßstab gelten darf. Die Pandemie ist an diesem Sonntagabend für die mehr als 2500 Gäste der Open-Air-Bühne neben dem Römberbad ganz weit weg – stattdessen sind Querbeat da, mehr als das, sie sind mittendrin.

Ja, die wilden 13 nehmen tatsächlich mit glänzenden Augen ein Bad in der Menge, feiern mit ihren Fans, ohne Maske, ganz so wie früher, alle Sorgen zumindest für ein paar Minuten ausblendend. Dazu spielen sie „Bunte Pyramiden“, diese berührende Hymne der hoffnungsvollen Träumer, die in diesem Moment kaum besser passen könnte. Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen ist die Aktion nicht ohne Risiko, für die Stimmung aber ein enormer Kick. Einst ist klar: So ausgelassen hat man in der Bundesstadt schon lange nicht mehr gejubelt und getanzt.

Ohnehin versteht sich die Band als Inbegriff dessen, was Corona nicht ist. „Normalerweise kennt man am Ende eines unserer Konzerte jeden, hat alle schon einmal in den Arm genommen und einfach eine gute Zeit gehabt“, betont Frontmann Jojo Berger. „Zumindest letzteres kriegen wir heute hin.“ Stimmt. Dafür sorgen Querbeat schon. Die Musiker sprühen förmlich vor Energie, haben Lust zu spielen und geben für ihre Fans alles. Neben den aus dem Karneval bekannten Hits wie „Nie mehr Fastelovend“ oder „Tschingerassabum“ stellen sie auch die Titel ihres neuen Albums „Radikal Positiv“ vor, verzichten allerdings auf die Verzerrer-Effekte, die die Platte prägen. So ist der Sound einheitlicher, klarer, eindeutig und unverwechselbar Querbeat. Mit Erfolg. „Früher wird alles besser“, „Tanqueray“ oder auch „Woiswaslos“ kommen beim Publikum hervorragend an, und selbst das gesellschaftskritische „Allein“, mit dem die Band allen Verschwörungstheoretikern einen kollektiven Mittelfinger zeigt, steigert nur das Party-Gefühl. An diesem Abend fühlen sich alle schlichtweg unverwundbar; an diesem Abend ist wieder alles möglich. Mit etwas Glück bewahrheitet sich das: Dann hätten Querbeat dem Publikum ein großes Geschenk gemacht.

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