Bukahara: Abschunkeln mit Grashüpfer

Es ist voll auf dem Kulturgartengelände, richtig voll. Zugegeben, im Vergleich zu großen Konzerten in den Zeiten vor Corona sind die rund 2000 Besucher eher überschaubar, doch nach den letzten Monaten in mehr oder weniger freiwilliger Isolation wirkt die Menschenmenge schon sehr beeindruckend. Und alle wollen nur das eine: Feiern. Ein Anliegen, das Bukahara nur zu gerne unterstützen. Das Kölner Neofolk-Quartett hat selbst viel zu lange stillsitzen müssen und saugt nun begierig die Energie des Publikums auf, um sie mit Hilfe von Gypsy, Swing, Pop und Balkan-Jazz potenziert zurückzusenden. Ein Kreislauf, der einfach perfekt funktioniert und für eine immer ausgelassenere Stimmung sorgt. Herrlich.

Schon mit den ersten Tönen zaubern Bukahara ein Lächeln auf hunderte Gesichter. „Happy“, ja klar. Und wie. Für die meisten Gäste ist es das erste Live-Konzert des Jahres, für die Band auch. Umso mehr genießen Bassist Ahmed Eid, Geiger Daniel Avi Schneider, Blechbläser-Virtuose Max von Einem sowie Drummer, Gitarrist und Sänger Soufian Zoghlami diesen Abend, der von Sekunde zu Sekunde schöner wird. Eine entspannt groovende Nummer folgt auf die nächste, mal auf englisch, mal auf deutsch, ab und zu auch mal auf arabisch. Vor allem die Songs des aktuellen Albums „Canaries In A Coal Mine“ stehen auf dem Programm – dazwischen haben sich die Vier aber auch mal in den Keller ihres Repertoires begeben und den ein oder anderen Klassiker reanimiert. Dabei darf, nein muss das Publikum helfen, so gut es unter den noch bestehenden Einschränkungen kann. Mitsingen geht, mitschunkeln auch, das ist immer noch besser als nichts. Und so wiegt sich das Publikum samt der träumenden, bequemen Liegestuhl-Fraktion genüsslich in kollektive Glückseligkeit, während auf der Bühne vier euphorische Musiker Bäume und Wolken besingen und sich über einen Grashüpfer freuen, der angeblich vor ihnen sitzt und gebannt zuhört. Das klingt verklärt, geht aber tiefer, zumal Bukahara immer wieder auch gesellschaftskritisch unterwegs sind so wie bei dem energischen „No“, das sich das Publikum gerne zu eigen macht und auf diese Weise ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung setzt.

Mit diesem berauschenden Abend hat der Kulturgarten einmal mehr gezeigt, wie entspannt größere Konzerte auch inmitten einer Pandemie möglich sind. Kein Stress, kein Protest, nur Genuss. So kann es ruhig weitergehen. Das gesamte Kulturgarten-Programm finden Sie im Internet unter www.bonnlive.com.

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