The Sonic Dawn + Sloper: Form und Kür

Ein bisschen retro und ein bisschen anders: So gestaltet sich der dritte Abend des Crossroads-Festivals, das vom WDR Rockpalast derzeit unter den gewohnten Corona-Einschränkungen in der Harmonie veranstaltet wird und das immer wieder Bands aus dem Hut zaubert, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hat und deren Musik doch durchaus hörenswert sein kann. Oder ausbaufähig. Oder beides. Letzteres gilt an diesem Tag vor allem für das dänische Psycherdelic-Trio The Sonic Dawn, das stur ihre Setliste abarbeitet, dabei eine Miniatur nach der anderen aufgreift und erst gegen Ende des Konzerts auch mal ausgedehntere Passagen zulässt.

Ist aber auch gar nicht schlecht, umschiffen die Kopenhagener so doch jene Klippen, die anderen Formationen in der Tradition der 60er Jahre oft das Genick brechen, verirren sich nicht im Solo-Dschungel und verlieren den Kern ihrer Songs nie aus den Augen. Zugegeben, ein paar mehr Klangfarben würden The Sonic Dawn nicht schaden, um nicht zu beliebig zu wirken – und zumindest ab und zu hätte Sänger Emil Bureau ruhig auf die Hall- und Echo-Effekte im Mikrofon verzichten können. Andererseits steigert sich die Band mit jedem Lied, mischt zunehmend Klangexplosionen und ungewöhnliche Rhythmik (letzteres vor allem durch den starken Jonas Waaben an den Drums)  und bleibt doch stets klar in ihrem Ausdruck. Die Form stimmt also. Jetzt kann die Kür kommen.

 

Über diesen Punkt sind Sloper derweil schon längst hinaus. Die Band selbst ist die Kür, was bei der Besetzung auch kein Wunder ist. Die Drummer von Triggerfinger und Golden Earing, Mario Goossens und Cesar Zuiderwijk, haben sich für ihr Projekt kurzerhand Pete Shoulder (einer von nur drei Briten neben Eric Clapton und Peter Green, die den W.C. Handy Blues-Award gewannen) und Fabio Canini geschnappt und losgelegt. Zwei Schlagzeuge, zwei Gitarren und jede Menge Bock auf druckvollen, No-Nonsense-Rock: das reicht. Auf große Experimente verzichten die vier, vertrauen stattdessen auf ihre Kraft und ihre Erfahrung und treffen damit ins Schwarze. Das Publikum ist dementsprechend begeistert und feiert die niederländische Supergroup so ausgiebig, wie das unter Einhaltung aller Regeln momentan möglich ist. So kann Crossroads ruhig weitergehen.

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