Dave Davis: Debatte mit beiden Seiten

„Ruhig, Brauner“ – damit meint Dave Davis nicht nur sich, auch wenn er sich selbst mitunter ein wenig zügeln muss, um sich seine Lebensfreude zu bewahren. Nein, mit dem Titel seines neuen Programms richtet sich der Comedian auch an jene, die bei der derzeit geführten Rassismus-Debatte auf der rechten Seite stehen und noch immer nicht akzeptieren können, dass die Menschheit zwar viele verschiedene Hautfarben und andere Merkmale kennt, dies aber nur äußerlich einen Unterschied macht. Und an jene, die bei einer unglücklichen Verwendung des N-Wortes sofort Zeter und Mordio schreien. Beide sollten nach Meinung von Dave Davis mal einen Gang runterschalten und wieder miteinander statt gegeneinander reden. Oder zumindest ihm als Vertreter der „radikalen Mitte“ zuhören. Wäre ja immerhin ein Anfang.

Dabei bleibt Davis bei der Premiere im Bonner Pantheon allerdings meist an der Oberfläche. Er geht nicht etwa dahin, wo es weh tut und das Lachen im Halse stecken bleiben würde, sondern verweilt in jenen Sphären, in denen man sich noch irgendwie arrangieren kann. Eine Auseinandersetzung mit der AfD findet ebenso wenig statt wie eine mit den Corona-Leugnern, die in Berlin demonstriert haben, obwohl beides durchaus nötig wäre. „Ich finde das spannend“, erklärt er lediglich und hinterfragt dann doch lieber den Mangel an dunkelhäutigen Heldenfiguren, der in seiner Jugend noch weitaus ausgeprägter war; Davis selbst fallen dazu lediglich Jim Knopf und das Küken Calimero ein. Es ist ein Aspekt, der bei all seiner Relevanz doch sehr gefällig ist und niemanden vor den Kopf stößt. Aber genau das will Dave Davis ja: Einen schönen Abend bereiten, trotz eines wichtigen Themas. Immerhin ist immer noch Corona-Zeit. Da können die Menschen ein paar entspannte Stunden durchaus gebrauchen.

Das Publikum nimmt dieses Angebot denn auch dankend an. Ohnehin scheint es sich wohlzufühlen im Saal, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der großen Abstände zwischen den Tischen. 150 Zuschauer hat das Pantheon zugelassen, normalerweise passen 420 rein. Doch man ist eben vorsichtig in diesen Zeiten, will keine Infektion riskieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte im Pantheon aber auch gering sein, auf jeden Fall weitaus geringer als in öffentlichen Verkehrsmitteln oder gut gefüllten Innenstädten an einem sonnigen Samstagnachmittag. Außerdem sorgt eine nagelneue Lüftungsanlage dafür, dass der Saal beständig mit Frischluft versorgt wird; zusätzlich gelten natürlich die üblichen Sicherheitsmaßnahmen. Auch auf der Bühne: Dort markiert eine gelbe Linie die Grenze für Dave Davis. Bis hierhin und nicht weiter. Ein komisches Gefühl für den gebürtigen Bonner, der an der Markierung entlangpanthert und mit seinen Auftritten nach eigenen Worten die Welt verbessern will. Oder zumindest sein Umfeld. Es einfach ein wenig aufgeschlossener zu machen, offener, diskussionsfreudiger. Genau dafür steht das deutsche Kabarett seit jeher, das ist auch eines der erklärten Ziele des Pantheons, das momentan wichtiger denn je ist. Jetzt müssen die Menschen nur wieder ins Theater kommen. Mit Respekt, aber ohne Angst. Und besser morgen als erst in einem halben Jahr. Denn gerade derzeit zählt jeder Gast. Und jeder Künstler.

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