Nena: Ein Licht gegen Corona

Endlich darf sie wieder. Also spielen. Rocken. Und ihre Fans auffordern, lauthals mitzusingen. Eben das, was für Nena immer selbstverständlich war, durch die Corona-Krise aber zeitweilig nicht ging und zumindest in geschlossenen Räumen noch immer schwierig ist. Doch während der Wunsch nach einer Partizipation des Publikums Ende Juli in der Lanxess Arena noch auf taube Ohren treffen musste, wurde er der ungekrönten Königin der deutschen Rock- und Pop-Welt bei ihrem Kulturgarten-Auftritt in den Bonner Rheinauen nur zu gerne gewährt. „Singt“, verlangt Nena. Und die Menge legt los, textsicherer als die Sängerin selbst, die mitunter den ein oder anderen Aussetzer hat. „Kann ich mich nicht erinnern oder will ich mich nicht erinnern“, fragt sie an einer Stelle, wohl wissend, dass sie sich dank des kollektiven Gedächtnisses ihrer Anhänger überhaupt nicht erinnern muss. Sie muss nur ein Stichwort geben. Und Vollgas geben.

Darauf versteht sich Nena so gut wie eh und je. Auch mit 60 Jahren verfügt sie über eine schier unbändige Energie, dank derer sie über die Bühne hüpft wie ein Flummi auf Speed, immer auf Achse, so als wollte sie an mehren Stellen gleichzeitig sein. Am liebsten mitten in der Menge, aber das darf Nena ja nicht. Lästig, gesteht sie, diese ganzen Einschränkungen, denen sie durchaus kritisch gegenübersteht. „Ihr dürft dies nicht, ihr dürft das nicht“, mäkelt sie und fragt sich, „wo die Grenze für uns ist“. Antworten hat sie keine parat, immerhin, das wäre auch zu einfach. Dafür aber eine Botschaft der Hoffnung und des Friedens. „Ich glaube an das Gute, ich glaube an uns und ich glaube, dass das alles bald vorbei sein wird“, sagt sie und schickt mit ihrer neuen Single „Licht“, dem Titelsong ihres für Oktober angekündigten neuen Albums, gleich mal ein paar positive Strahlen aus.

Trotz der sanften Worte zeigt sich Nena an diesem Abend erstaunlich oft von ihrer harten, punkigen Seite. So mancher Klassiker kommt denn auch ein wenig rotziger daher, ohne dabei an Qualität einzubüßen – dafür ist die Band im Hintergrund einfach zu gut. Zu dieser gehören inzwischen auch Nenas Tochter Larissa als Backgroundsängerin sowie Sohn Sakias, der mit „Weißes Schiff“ auch mal eine eigene Nummer präsentieren darf, die einen gewissen Xavier-Naidoo-Vibe nicht verhehlen kann. Das Publikum feiert diesen Auftritt ebenso begeistert wie die ganzen alten und neuen Hits von Mama Nena, „99 Luftballons“, „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ oder „Genau jetzt“. Dabei wiederholt sich immer wieder die selbe Szene: Nena am Bühnenrand, das Mikro in Richtung Menge gestreckt und die Euphorie mit ihrem Kommando „Singt!“ geradezu einfordernd. Und das Publikum macht mit. Weil es eben Nena ist. Und die enttäuscht man einfach nicht.

Zumindest hinsichtlich des Renommees hat der Auftritt von Nena den Höhepunkt des Kulturgartens bedeutet; ausverkauft war das Konzert jedoch nicht, im Gegensatz zu den Auftritten von Kasalla, Mademoiselle Nicolette und Knossi sowie der noch bevorstehenden Show von Stand Up 44 mit Felix Lobrecht am 28. August. Bislang haben die Veranstalter nach eigenen Angaben rund 50.000 Tickets verkauft und erst vor kurzem bekannt gegeben, dass die Stadt ihnen eine zweiwöchige Verlängerung bis zum 13. September zugestanden hat. Bestätigt sind bislang Auftritte von Torsten Sträter (5.9.) und Helge Schneider (12.9.) sowie eine Aufführung des Theaterstücks „Bei mir zu Haus, um fünf?“ (7.9.). Weitere Comedy-Acts sollen folgen; Konzerte sind derweil dem Vernehmen nach für diesen Zeitraum nicht geplant.

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