Brings: Das wiedergefundene Live-Gefühl

Ein Sommer ohne Open-Air-Konzerte: Für viele Musik-Fans ein Alptraum, der in diesem Jahr dank der Corona-Pandemie Wirklichkeit geworden ist. Auch in Bonn mussten etwa die KunstRasen-Konzerte abgesagt werden, die sonst Tausende in die Rheinaue gelockt hätten. Nun jedoch gibt es mit dem Kulturgarten eine Alternative. Und zwar eine gute. Unter Einhaltung aller derzeit geltenden Sicherheits- und Hygienevorschriften hat das Team um Julian Reininger und Sandro Heinemann, das zuletzt schon die Autokonzerte am Westwerk realisierten, die kleine Blumenwiese in ein Veranstaltungsgelände verwandelt, das mit einer Mischung aus Biergarten- und Strandbar-Charme punktet und den Besuchern trotz gewisser Regeln viele Freiheiten gewährt. Und jede Menge Theater sowie gute Musik. Am vergangenen Freitag haben Brings den Veranstaltungsreigen eröffnet – und noch einmal verdeutlicht, was in den vergangenen Monaten gefehlt hat.

Rund 1300 Menschen waren zum Auftakt in die Rheinaue gekommen, eine in Corona-Zeiten enorme Menge. Genehmigt sind sogar Konzerte mit bis zu 2000 Personen, die auf dem Gelände je nach Ticket-Kategorie in Liegestühlen, auf Bierbänken, auf Picknickdecken oder in so genannten Day Beds Platz nehmen dürfen. Dort dürfen sie dann auch die Maske abnehmen, ansonsten gilt auf dem Gelände Mund-Nasenschutz-Pflicht. Am Freitag hatte sich jeder daran gehalten, ebenso wie an das Einbahnstraßensystem, dass die Veranstalter eingerichtet haben. Und auch das Tanzverbot wurde beachtet, auch wenn das angesichts der wilden Brings-Mischung aus kölschem Rock und Pop, Chanson und mehr sichtlich schwer fiel. Doch die Freude überwog, wieder als Gemeinschaft bei einem Konzert dabei zu sein, mit hunderten Fans zusammen die Refrains mitzusingen und den satten Sound aus wuchtigen Boxen statt aus einem kleinen Autoradio hören zu können. Für die Band selbst war es ebenfalls ein ganz besonderer Moment: „Das hat uns so gefehlt“, gestand Sänger Peter Brings sichtlich gerührt.

Einen Tag später das selbe Spiel. Gut, weniger Besucher, nur etwa 500 meist junge Menschen, und eine völlig andere Musik, aber die Emotionen waren identisch. Das Label Green Berlin hatte seine DJs und Rapper auf die Bühne geschickt, um für Stimmung zu sorgen, und so tobten sich Klangtüftler wie Dead Rabbit oder Kid Simius an den Effektgeräten aus, während Rapper wie Chefket oder der Bonner SSIO ihre Phrasen auf den Rasen hämmerten. Erneut Musik, die zum Tanzen einlud – und erneut begnügte sich die Menge mit Sitzpogo. Immer noch besser, als gar nicht feiern zu können.

Die Organisatoren können mit dem ersten Wochenende auf jeden Fall zufrieden sein. „Es ist schön, dass das Konzept aufgeht“, sagte denn auch Julian Reininger, der mit dem Kulturgarten immerhin Deutschlands derzeit größte Veranstaltungsfläche verantwortet. „Ich hoffe, dass die Menschen unser Programm auch in den kommenden Wochen annehmen werden.“ Das ist immerhin reizvoll genug: Neben Aufführungen des Jungen Theater Bonn, des Euro Theaters und des Theaters die Pathologie sowie Auftritten von Comedians und Kabarettisten aus dem Haus der Springmaus und dem Contra Kreis Theater können sich die Bonnerinnen und Bonner noch auf einige musikalische Highlights freuen. Bereits am Dienstag dürfte das Weltmusik-Quartett Bukahara, das ursprünglich den Kulturgarten eröffnen sollte, für eine phantastische Stimmung sorgen; am 2. August verspricht das Konzert der Techno-Marching-Band Meute ein ganz besonderes Erlebnis zu werden; und am 24. August kommt Nena einmal mehr in die Rheinauen. Ebenfalls zugesagt haben unter anderem die Dirty Deeds, Kasalla, Culcha Candela und Glasperlenspiel.  Karten gibt es auf www.bonnlive.de.

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