Konrad Beikircher: Rheinländer sind Überlebenskünstler

Was haben die Rheinländer in ihrer langen Geschichte nicht schon alles mitmachen müssen. Römer, Hunnen und Franzosen haben die Region geplündert oder besetzt, ein ständiges Kommen und Gehen – und doch haben ihre Bewohner jede Katastrophe überstanden. Sie haben einfach sowohl die Vorder- als auch die Hintertür geöffnet und gewartet, bis sich die Störungen von selbst verzogen. Sagt zumindest Konrad Beikircher, und der wird es nach 55 Jahren Rheinlandforschung ja wohl wissen.

So sieht der Kabarettist Köln, Bonn und den ganzen Rest bestens gewappnet, um die Corona-Krise gut zu überstehen. Auf der Bühne des Autotheaters, die das Theater Bonn jetzt auf dem Gelände der Beueler Werkstätten aufgebaut hat und auf der neben der Eigenproduktion „Linie 16“ auch die freie Szene veranstalten darf, hat Beikircher nun in 90 Minuten seine Theorie auf gewohnt unterhaltsame Weise dargelegt. Ein herrlich absurdes Unterfangen. So wie es sich gehört.

 

Tatsächlich sieht Beikircher, der auf Einladung des Pantheons nach Beuel gekommen ist, den besonderen Humor der Rheinländer als maßgeblich für den Erfolg des Kampfes gegen die Krise an. „Wenn ich etwas nicht ändern kann, dann lache ich eben darüber“, fasst er jene Maxime zusammen, mit der auch die beiden Kölner Originale Tünnes und Schäl immer bestens gefahren sind. Möglichst, indem die Realität in Richtung Absurdität gezogen, wenn nicht gar gezerrt wird. So manche Blödelei des Kölner Karnevals sei nur auf diese Weise zu verstehen, führt Beikircher aus und verweist auf Die Drei Colonias. „In Bayern würden Sie dafür eingewiesen“, sagt er. Und im Rheinland gefeiert. Kein Wunder also, dass auch die Idee, das Konzept des klassischen Autokinos für Konzerte, Schauspiel und Kabarett zu adaptieren, laut Beikircher einem rheinischen Geist entsprungen ist. Hauptsache, es gibt wieder gute Unterhaltung. Für Beikircher eine seiner leichtesten Übungen.

Offiziell ist diese zweite Veranstaltung der Autotheater-Reihe restlos ausverkauft; bei gerade einmal 41 Fahrzeugen, die auf das Gelände dürfen, sollte das keine Überraschung sein. Andererseits ist Konrad Beikircher ein derart begnadeter Erzähler, dass es egal zu sein scheint, wie und wo man sitzt. Die anwesenden Gäste haben auf jeden Fall ihren Spaß an den schalkhaften Ausführungen, wie immer wieder Lachanfälle belegen, die aus den Fahrzeugen nach draußen schallen. Wenn der 74-Jährige von Verschwörungstheorien zur Corona-Entstehung berichtet und dabei auch den perfiden Plan der Männer und Frauen aus dem Selfkant aufdeckt, die einfach nur ein wenig Aufmerksamkeit auf Gangelt und Heinsberg lenken wollen, ist das schon verrückt, ebenso wie die Geschichte über jenen Unternehmer, der sein Schwarzgeld in 48 tiefgefrorenen polnischen Weihnachtsgänsen versteckt hatte. Typisch rheinisch ist dabei, dass zumindest eine dieser Anekdoten der Wahrheit entsprechen könnte. Welche, das bleibt Beikirchers Geheimnis.

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