Blues Family: Zwölftakter im Blut

Blues ist dicker als Wasser. Mit nur zwölf Takten kann er Menschen verbinden, kann sie berühren und begeistern und ihnen im besten Fall eine Familie bieten, die sich über die Musik definiert. So haben auch Big Daddy Wilson, Abi Wallenstein, Kai Strauss und Dave Goodman zusammengefunden, vier Ausnahmekünstler, die jetzt in der Harmonie ein gemeinsames Konzert gegeben und dabei alle Spielarten des Blues bedacht haben. Ein bisschen Rock, ein bisschen Soul und ganz viel Gefühl, hervorgebracht von einem Quartett aus Virtuosen, die sich hervorragend ergänzen. Was will man mehr?

Jeder der vier Künstler des Abends pflegt seinen eigenen Stil, den er auch angemessen ausleben darf. Der Kanadier Dave Goodman erweist sich vor allem solo als brillanter Akustik-Gitarrist, der ohne weiteres auf eine Band verzichten kann und mit seiner Ausstrahlung und seiner schier unbändigen Energie das Publikum zu überzeugen versteht; Abi Wallenstein ist als Urgestein der Hamburger Szene rund um das legendäre „Onkel Pö“ eher dem Rock 'n' Roll und dem Bluesrock alter Schule verpflichtet, erweist sich aber zugleich als überaus wandlungsfähig und erinnert mit seinem kratzigen Organ ein wenig an Tom Waits; und Kai Strauss sorgt als klassischer Vertreter des Electric Blues für Stimmung, auch wenn die üblichen Posen und Spielereien samt des beliebten Gitarren-Solos hinterm Rücken nur zum Teil von harmonischen und melodischen Einfällen unterfüttert werden. Andererseits steht außer Frage, dass Strauss genau weiß, was er tut. Das gilt natürlich erst recht für Big Daddy Wilson, den Initiator und Patriarch der Blues Family. Der 59-Jährige ist eine Wucht, so wie immer, ein Gentleman mit sonorer Soul-Stimme, dem der Blues aus jeder Pore tropft. Wo Goodman kantig und Wallenstein knarzig ist, bleibt Wilson cool, atmet den Zwölftakter ein und destilliert ihn geschickt zu einem ganz besonders feinen Stoff. Das Publikum ist daher auch zu Recht begeistert von diesem exzellenten Quartett: So viel Blues auf einem Haufen erlebt man schließlich selbst in der Harmonie nicht jeden Tag.

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