Danny Bryant: Finale für den Blues-Koloss

2018 war für Danny Bryant ein arbeitsreiches Jahr. 120 Konzerte hat er gespielt, ist durch die ganze Welt gereist und hat überall die Botschaft des Blues verbreitet, der durch die Musik eine Katharsis ermöglicht und ein Umgehen mit jeder Art von Schmerz. In der Harmonie Bonn hat der zum Koloss gereifte Gitarrist nun seinen Ausstand gefeiert und sich mit druckvollen Songs in die verdienten Weihnachtsferien verabschiedet. Wer nun aber befürchtet hatte, dass der Brite angesichts seines enormen Pensums müde und ausgelaugt sein könnte, der wurde am Sonntag eines Besseren belehrt. Bryant war vielmehr voller Energie, ein Virtuose auf den Saiten mit überaus kraftvollem, aber auch erfreulich dynamischem Spiel, das beim Publikum hervorragend ankam.

Von der ersten Sekunde an gab Bryant Vollgas und setzte mit einer grandiosen Version von Jimi Hendrix' „Little Wing“ sogleich einen ersten Höhepunkt. Die eigenen Songs standen dem allerdings in nichts nach. Die von den Fans ausdrücklich gewünschte Power-Nummer „Heartbreaker“ samt starkem Drum-Solo von Dave Raeburn war ebenso brillant wie die zunächst gefühlvolle und später rockige Ballade „Painkiller“. Natürlich hatte der 38-Jährige auch Songs seines aktuellen Albums „Revelation“ im Programm, mit dem er sich wieder aus der Dunkelheit zog, nachdem er im vergangenen Jahr einen seiner besten Freunde und kurz darauf seinen Vater verlor, mit dem er jahrelang gemeinsam auf der Bühne stand. Kein Wunder, dass Bryant mit einer Depression zu kämpfen hatte, aus der ihn seine Musik zu retten vermochte. In der Harmonie fügen sich Songs wie „Sister Decline“ aber nahtlos in das restliche Repertoire ein und lassen das Publikum ein ums andere Mal in Jubelstürme ausbrechen.

Im Vorprogramm hatte übrigens derweil der deutsche Akustik-Gitarrist Al Frinderman ruhigere Töne angeschlagen. Der 72-Jährige hatte erst seit zwei Tagen seine Stimme zurück, ließ es sich aber nicht nehmen, einige Blues-Klassiker zu interpretieren. Weit zurück ging er, in die 20er und 30er Jahre, zu Robert Johnson und Bessy Smith, zu „Alberta“, „When You're Down And Out“ „Love in Vain Blues.“ Weitgehend sicher huscht der Veteran über die Saiten, lediglich bei „Layla“ sind die Harmonien deutlich daneben. Egal: Als Lehrstunde über die Ursprünge des Blues funktionierte der Auftritt durchaus, und als schönes Kontrastprogramm zu Bryant, der die Zukunft des Zwölftakters hoffentlich mitzugestalten vermag.

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