Max Prosa: Poesie schlägt Prosodie

Eins muss man Max Prosa lassen: Lieder kann er schreiben. Und zwar unglaublich gute. Vor allem wenn er sich Zeit lässt und zu erzählen beginnt, in feinen Versen die Geschichten der mythischen Europa oder des irakischen Flüchtlings Sinan nachverfolgt und die Schicksalsschläge der Flüchtigen und Geraubten in eine wunderschöne lyrische Sprache kleidet, erzeugt der junge Liedermacher eine Magie, die ihresgleichen sucht. Was für eine Intensität. Da stört es auch nicht, dass Prosas Prosodie, seine Intonation und seine Satzmelodie eher an Bob Dylan erinnern, also noch nicht einmal die zweite, sondern nur die vierte Geige spielen. Kann man machen, wenn die Lieder eine derartige Qualität haben. Zu einer Lesung passt dieser Vortragsstil dagegen nur bedingt. Doch in der schönen Lounge des Pantheons verbindet Max Prosa beides. Mit durchwachsenem Ergebnis.

Während der 29-Jährige in seinen Liedern in der Regel einen klaren Rhythmus findet beziehungsweise seinen Duktus an das charmante Geschrammel seiner Gitarre anpasst, wirken die Betonungen gerade beim Vortrag der Prosa-Geschichten gekünstelt, bemüht, wie ein verzweifelter und letztlich scheiternder Versuch, als großer Literat wahrgenommen zu werden. Dabei ist Max Prosa genau das nicht. Er ist einfach nur ein guter Liedermacher, der in den besten Momenten („Die Erinnerung des Sinan“ oder „Europa“) über sich hinauswächst und zeigt, was Poesie sein kann. Das ist es, womit er überzeugen kann. Und dabei sollte er es auch belassen.

Das Konzert von Max Prosa dient zugleich als Auftakt zum 12. Pantheon-Liedermacher-Sommer. Insgesamt zehn Konzerte hat der Kleinkunsttempel wieder zusammengestellt, unter anderem mit Veteran Götz Widmann und dem Degenhardt- und Wecker-Schüler Prinz Chaos. Letzterer trifft dabei am 5. Juli auf Anna Kathrin Kränzlein, ihres Zeichens Gründungsmitglied der Mittelalterrockband Schandmaul – eine wirklich spannende Begegnung. Ähnliches lässt sich auch über das Konzert von Jakob Heymann und Falk sagen: Der eine ein Improvisationstalent, der andere ein Meister des Gemeinen. Und auch Simon & Jan, seit einigen Jahren fester Bestandteil der Pantheon-Liedermacherszene, sind wieder mit von der Partie und laden sich einige Freunde ein.

Parallel zu dieser Reihe ist noch ein weiteres beliebtes Format wiederauferstanden: Im Anschluss an den Auftritt von Max Prosa läuten Soulful of Blues und Ray Man Rumble (alias Stephan Rassmann) die „Local Heroes“-Veranstaltungen ein, die eine Fortsetzung der beliebten Late-Night-Konzerte im alten Pantheon Casino sind. Einmal im Monat wird Erwin Ruckes jetzt wieder ab 22.30 Uhr in der Lounge Blues und Jazz aus der Region präsentieren und damit Nachtschwärmern in Beuel ein neues Ziel geben. Der Eintritt zu dieser Reihe ist kostenlos.

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