Bläck Fööss: Lebenslustige Nacktfüße

Keine Band verkörpert das kölsche Lebensgefühl besser als die Bläck Fööss. Seit nunmehr 48 Jahren ist die Band fester Bestandteil des rheinischen Frohsinns, sowohl während als auch außerhalb des Karnevals, und ihre Hymnen sind längst essentieller Bestandteil der kulturellen DNA der Region geworden. Nun haben sich die „Nacktfüße“ für zwei restlos ausverkaufte Club-Konzerte in der Harmonie niedergelassen und sorgen sehr zur Freude ihrer Fans auf engstem Raum für jede Menge Stimmung.

Dabei lassen sich die Bläck Fööss nicht lumpen: Gleich zu Beginn erklingt der „Stammbaum“, mit dem sich die Band gegen Fremdenfeindlichkeit positioniert, kurz darauf schon „Drink doch eine met“. Kein anderes Lied spricht dem Rheinländer mehr aus der Seele, keines verbindet die Menschen in und um Köln schneller. Es ist daher nur konsequent, dass die Fööss es jetzt schon anstimmen und somit das Publikum zu einer Gemeinschaft der besonderen Art motivieren. Mit Erfolg. Alle singen mit, schunkeln im Takt, blicken mit strahlenden Augen Richtung Bühne, wo Frontmann Erry Stoklosa, neben dem Gitarristen Bömmel Lückerath und dem Bassisten Hartmut Priess einer der drei verbliebenen Gründungsmitglieder, jene Zeilen singt, die schon so manchen bewegt haben.

Weiter geht’s, ein Hit jagt den nächsten. Das Repertoire der Bläck Fööss ist gigantisch, reicht von Stücken in klassischer Folk-Tradition („ Buuredanz“) über Rock, Samba und Flower-Power-Melodien bis hin zu Schlagern mit ballermanneskem Anstrich. Zwischenzeitlich zitieren sie auch gerne mal Vorbilder, darunter die Beatles, Beethoven, die Walker Brothers und auch die Platters, deren Hit „The great Pretender“ sie als einziges englischsprachiges Stück im Programm haben. Ein kleiner Bruch, aber einer ganz im Sinne von einem der beiden Neulinge. Immerhin war Mirko Bäumer, der 2017 zu den Bläck Fööss gestoßen ist, zuvor Sänger der Queen Kings und ist mit deren Adaption des „Pretenders“ nur allzu vertraut. Auf vertrautem Terrain öffnet er sich denn auch, wirkt nicht mehr ganz so verkrampft wie zuvor, nicht mehr ganz so bemüht. Im Gegensatz dazu geht Pit Hupperten, den man in der Harmonie sonst vielleicht noch von dem David-Bowie-Tribute-Projekt Space Oddity kennt, in seiner neuen Rolle als Bläck-Fööss-Front-Gitarrist und Co-Sänger sichtlich auf und setzt mit seinem entspannten Gesang immer wieder schöne Akzente, etwa bei dem neuen Titel „Mutter Colonia röf Dich“.

Doch gerade bei den Klassikern führt kaum ein Weg an Erry Stoklosa vorbei. Nicht bei „Drink doch eine met“, nicht beim „Stammbaum“ – und natürlich nicht bei „En unserem Veedel“, mit dem die Bläck Fööss nach knapp zwei Stunden das Ende einläuten. Oder zumindest so tun, als ob. Eigentlich, so sagen sie augenzwinkernd, wollen sie sich ja mit den streikenden Gewerkschaftlern solidarisieren, indem sie ihr Konzert begrenzen. Doch dagegen läuft die Harmonie Sturm. „Dat is egal“, schallt es aus dem Saal. Und die Bläck Fööss geben nach, hängen noch eine knappe halbe Stunde dran, bevor sie endgültig „Bye Bye“ sagen. Allerdings nicht ohne zu versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen. Wäre schön, wenn das klappen könnte. Und sei es nur wegen des Gemeinschaftsgefühls, das keine andere Band so zu wecken vermag.

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