Patrick Salmen: Pfiffigkeit und Party-Hütchen

Eigentlich liebt Patrick Salmen ja die Menschen. Zumindest auf seine eigene, mitunter etwas verwirrend misanthropische Weise. Genauer gesagt liebt er die Geschichten, deren Zeuge er immer wieder wird, diese kleinen Anekdoten in der Bahn oder auf der Straße oder im Dialog mit der vierjährigen Nichte, die spontan zum Lachen anregen, auch wenn man vielleicht kurz darauf nicht mehr weiß warum. Es ist die Freude an der Schlagfertigkeit, die den Poetry Slammer reizt, das Spiel mit dem Unerwarteten im Alltäglichen. Damit hat der 32-Jährige bereits große Erfolge gefeiert und will diese nun weiter zementieren. Im Pantheon hat Salmen sein Programm „Genauer betrachtet sind Menschen auch nur Leute“ als Hörbuch aufzunehmen – und natürlich trotzdem fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert.

Ohnehin sind es häufig die Beiträge rund um die Geschichten, die beim bestens gelaunten und mit imaginären Party-Hütchen geschmückten Publikum am besten ankommen. Nichts gegen den Reisebericht mit einem rülpsenden und pupsenden Baby, zu dem Salmen in etwa genau so gekommen ist wie einst Maria zu ihrem; und auch nichts gegen das Tagebuch eines Zigaretten-Entzugs oder den Spaziergang mit Oma, die in jungen Jahren mal in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen sein muss. Doch die charmant erzählten Zwischenstücke mit schnurrenden Weck-Anrufen und Mau-Mau-Spielen in einer Hotelküche sind einfach schöner, weil ehrlicher. Unverblümter. Und direkter. In diesen Momenten versucht Salmen nämlich nicht, seine eigene Pfiffigkeit zu loben und der Fuchs im Hühnerstall des Humors zu sein, sondern erfreut sich zusammen mit seinen Fans an der Souveränität anderer. Lediglich die Teebeutel-Charakterisierung, die als Weiterentwicklung der Vier-Säfte-Lehre den nächsten Schritt in der Evolution der Küchenpsychologie darstellen soll, fällt ein wenig ab, ist zu banal und zu bemüht. Dann doch lieber mehr Anekdoten. Die sind weitaus amüsanter und charmanter. Dumm nur, dass Salmen eigentlich ein etwas verruchteres Image bekommen möchte. Doch das würde bei ihm selbst mit der angekündigten Massenschlägerei nicht funktionieren. Dafür ist er selbst in seinen bissigsten Momenten einfach zu nett. Und das ist ehrlich gesagt auch gut so.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0