Mando Diao: Disco-Rock für die Tanzfläche

Rock muss krachen, keine Frage. Am besten ebenso laut wie kantig, mit jeder Menge Druck aus den Boxen, der direkt in die Beine geht. Für Mando Diao kein Problem. Die Schweden haben ihre Musik schon immer für die Tanzfläche produziert, mit stringenten, wenn auch mitunter monotonen Beats ihre Botschaft in Ohren und Gliedmaßen der Fans gehämmert und damit seit 18 Jahren so manche Party in Schwung gebracht. Nach Abstechern in den Synth Rock kehrt die Band nun wieder zu ihren Ursprüngen zurück – und meint es dabei ein bisschen zu gut. Denn Lautstärke ist kein Qualitätsmerkmal, wie sich auch im Kölner Palladium bemerkbar macht. Dort übertreibt es der Tontechniker maßlos, dreht alle Kanäle bis zum Anschlag auf, zerstört jegliche Dynamik und lässt letztlich einen quälenden Soundbrei aus den Boxen spritzen, der zwar das Publikum in Ekstase peitscht, mit Genuss aber nur am Rande zu tun hat.

Dabei bemühen sich Mando Diao wirklich um Abwechslungsreichtum, und auch wenn der vor zwei Jahren ausgestiegene Gitarrist Gustaf Norén samt seiner Soli und seiner Harmoniestimme mitunter schmerzlich vermisst werden, haben Frontmann Björn Dixgård und die anderen Bandmitglieder doch eigentlich alles im Griff. Ab und zu gleiten sie noch in den von Umpf-Umpf-Bässen unterlegten Tanzrock ab („Are you ready to join the dancefloor?“, fragt Dixgård einmal), doch dazwischen könnte es richtig schön werden. Wenn nur die Abmischung stimmen würde. Doch weder bei „Mr Moon“ noch bei der panthetischen Power-Ballade „Break Us“ erlauben sich Mando Diao ein paar ruhige Momente. Selbst als Dixgård nur von Keyboard-Klängen begleitet auf der Bühne steht und seine einzigartige, raue Stimme entfalten lassen könnte, scheppert es aus den Boxen, als würden Mando Diao gerade vergeblich versuchen, an die Pegelstände von Iron Maiden anzuknüpfen. Letztlich kastrieren sich die Schweden damit nur selbst. Schade, zumal einige Stücke weitaus mehr verdient hätten. Das gesagte „Mr Moon“ zum Beispiel, oder auch „Watch Me Now“, das sich getreu dem Leitspruch „mehr Riffs, weniger Techno“ zu einer herrlichen Rock 'n' Roll-Nummer entwickelt.

Dem Publikum sind derartige Diskrepanzen allerdings weitgehend egal. Das Tempo scheint der einzige Maßstab zu sein, Disco-Tauglichkeit die Voraussetzung für gute Laune. Jede schnelle Nummer wird mit ohrenbetäubendem Applaus bedacht, in dem Mando Diao nur allzu gerne minutenlang badet, bevor Hits wie „Gloria“ oder natürlich „Dance With Somebody“ erklingen. Das treibt die Euphorie noch einmal in neue Höhen, führt zu noch mehr Jubel, noch mehr Begeisterung. Der Band mag dies genügen. Und doch bleibt sie letztlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. In diesem Bereich sollten Mando Diao ruhig noch etwas aufdrehen – und am Mischpult dafür etwas runterregeln.

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