Christoph Reuter: Nachholbedarf für den Musiklehrer

Tonika, Subdominante und Dominante: Wenn die Besucher des Solo-Programms von Christoph Reuter etwas mitnehmen, dann diese drei musiktheoretischen Begriffe. Der Pianist, der seit über zehn Jahren an der Seite von Eckart von Hirschhausen in die Tasten haut und am vergangenen Montag im Haus der Springmaus mit einer „Doppelstunde Musik“ sein Publikum zu unterrichten versuchte, thematisierte immer wieder die Grundharmonien, die seit Jahrhunderten Bestandteil von Welt-Hits sind. Ob Pachelbel-Kanon oder Mussorgskys „Great Gate of Kiev“, „Go West“ oder „A-Train“, überall entdeckte Reuter die passenden Akkorde und verstand es, sie seiner freiwilligen Schülerschaft zu vermitteln, ebenso wie einen Überblick über die Musikgeschichte.

Klassik, Jazz und Blues in je zehn Minuten, dazu ein paar Schlagworte aus Rock und Pop. Nicht wirklich tiefgründig, aber zumindest ein Anfang. Also alles gut. Wenn Reuter es nur dabei belassen hätte. Doch statt sich mit gutem, nachhaltigem Infotainment zu begnügen, wollte der 40-Jährige auf Teufel komm raus witzig sein – und scheiterte an flachen Pointen und so manchen Plattitüden.

 

Allzu viel scheint Christoph Reuter sich als Lehrer nicht zuzutrauen – oder aber seiner Schülerschaft. Zumindest erwies sich das Angeln nach Lachern mit Fünf-Cent-Gags aus dem Sommerschlussverkauf in der Springmaus als eher peinliche Angelegenheit, die den lehrreichen Momenten diametral entgegenstand. Hirschhausens Regie war leider allgegenwärtig, sei es in dem bemühten Einsingen des Publikums am Anfang oder dem belanglosen Quiz um die häufigsten Wörter in englischen Pop-Songs, die nun wirklich niemanden ernsthaft interessieren dürften. Ignoriert wurde dabei auch, dass Reuter zwar durchaus unterhaltsam, allerdings deswegen noch lange keiner jener Komiker ist, die selbst zu Tode gedroschene Phrasen noch geschickt in Szene setzen können. Seine Stärken sind vielmehr die offensichtliche Begeisterung für die Musik und ihre Geschichte sowie seine Virtuosität, die leider viel zu selten zum Tragen kam. Statt den herrlichen Darbietungen von Debussy, Chopin oder auch Gershwin und Scott Joplin noch weitere Höhepunkte hinzuzufügen, spielte Reuter immer wieder mit Billigklängen auf dem Keyboard, produzierte irgendwelche Dance-Tracks und bemängelte zugleich eine fehlende Wertschätzung der Musik. Tja, dann sollte man vielleicht dabei nicht mitmachen. Sondern zeigen, wie es anders geht. Die Fähigkeiten hat Reuter allemal. Er müsste nur mit den Kalauern und den schlecht getexteten, vermeintlich humorigen Songs aufhören. Und dafür mehr lehren. Das Publikum würde es ihm mit Sicherheit danken.

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