Local Ambassadors: Mit Soul und Salsa gegen den Cut

„Stop the Cut“, fordert Awa Ly, „just stop the Cut“. Schluss mit der grausamen weiblichen Genitalbeschneidung, die in vielen afrikanischen Kulturen leider immer noch zum Alltag gehört. Und stattdessen her mit alternativen Riten, so wie sie die afrikanische Ärzte-Organisation Amref Health Africa propagiert und fördert. Riten, die ohne Verstümmlungen auskommen und die Würde der Frau bewahren. Dafür setzt sich nicht nur Awa Ly nachdrücklich ein: Die senegalesische Pop-Schamanin, die bereits Anfang des Jahres mit ihren intensiven Liedern zu den Höhepunkten des „Over the Border“-Festivals zählte, ist nur eine von diversen hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern, die dem Ruf von Organisator Manuel Banha gefolgt sind und in der Harmonie bei einem Benefiz-Konzert für Amref ihre Stimmen für einen guten Zweck erheben. Mit den Local Ambassadors im Rücken kreieren sie einen bewegenden, eindringlichen Abend, der an eine schreckliche Praxis erinnert – und zugleich das Leben feiert.

Tatsächlich geht die Musik in gleichen Teilen in die Seele und in die Beine. Immer wieder springt das Publikum von den Stühlen auf, singt und tanzt zu den starken Songs, die von der Bühne schallen. Schon Albert N'Sanda und die bezaubernde Melane Nkounkolo, die zum engeren Kreis der Local Ambassadors um den Fanta4-Percussionisten Roland Peil gehören und die den Abend eröffnen, geben von der ersten Sekunde an Vollgas und zelebrieren mit jeder Menge Leidenschaft und Energie mal Soul, dann wieder Salsa. Ihnen folgt Carmen Souza nach, zunächst entspannt groovend, später dann Mosambik ein Lied widmend und mit der Hymne „Afri Ká“ samt „Birdland“-Zitaten und der Überleitung zu Miriam Makebas „Pata Pata“ endgültig explodierend.

Gewissermaßen als Gegenpol sorgen Nils Kercher und Kira Kaipainen zunächst für eine fast schon meditative Stimmung. Das Kora-Spiel des Wachtbergers hat etwas Hypnotisches, erhält aber durch die Ambassadors und das Balafon seiner Partnerin einen faszinierenden, nach vorne treibenden Rhythmus. Gemeinsam bieten sie auch ein Lied aus Guinea dar, das eigentlich von Mädchen gesungen wird, die sich an einem geheimen Ort von ihrer Beschneidung erholen und sich mit den Versen bei ihren Pflegerinnen bedanken. Ein bewegender Moment, der nur noch durch Awa Lys unglaubliche Darbietung übertroffen wird. Ihr würde man am liebsten noch stundenlang zuhören. Geht aber leider aus Zeitgründen nicht. Schade. Die drohende Sperrstunde verhindert schließlich auch, dass Dave Davis, der als Überraschungsgast in die Harmonie gekommen ist, mehr als einen Song darbieten kann, eine erfreulich starke Reggae-Nummer, die Lust auf mehr macht. Das zumindest lässt sich aber regeln: Am Montag ist er mit seinem Musikprogramm an selbigem Ort noch einmal zu erleben.

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