Andreas Bourani: „Wir sind füreinander gemacht“

Manchmal ist die Verbindung zwischen Star und Menge von der ersten Sekunde an da. Der erste Ton, die erste Geste, schon springt der Funke über. In anderen Fällen bedarf es einer kleinen Starthilfe, ein bisschen Mühe und Leidenschaft, damit dieser wünschenswerte Zustand erreicht wird. Doch derartige Anstrengungen hat Andreas Bourani nicht nötig. Meint er zumindest. „Wir sind füreinander gemacht“, singt er auf dem KunstRasen, und die Menge reagiert genau so wie erwartet. Euphorisch bejubeln gut 8000 Fans den 33-Jährigen, der zu den derzeit populärsten deutschsprachigen Künstlern der Pop-Landschaft zählt – sofern das nicht ein Besucherrekord der Konzertreihe in der Gronau ist, hat Bourani diesen nur ganz knapp verpasst.

Und das Publikum ist textsicher. Jeder Ton wird gefeiert, jedes Lied aus tiefster Seele mitgesungen, vom charmant-verträumten „Auf anderen Wegen“ bis zur WM-Hymne „Auf Uns“. Ist ja so schön. In gewisser Weise haben Fans und Star sich also wirklich verdient. Doch das bedeutet auch ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Und während das Publikum seinen Teil erfüllt, erweist sich Bourani zumindest mit Blick auf die Zeit als ein wenig geizig.

Keine Frage, Bourani bietet dem Publikum an diesem Abend so einiges. All die beliebten Lieder natürlich, die er ebenso pflichtschuldig abarbeitet wie das fast schon traditionelle Bad in der Menge. Dazu genau jene Aussagen, die die Menge hören will, das Lob auf die gute Stimmung, die Besonderheit des Auftritts hier in den Rheinauen. Doch kann man das Bourani wirklich abnehmen, wenn dieser schon nach 70 Minuten die Bühne verlässt und inklusive Zugaben gerade mal auf anderthalb Stunden Spielzeit kommt? Ein bisschen knapp für einen Superstar, der sich angeblich so wohl und seinen Fans so verbunden fühlt. Andererseits kann er es mit denen ja machen. Und auch wenn das frühe Ende des Konzerts ein wenig fragwürdig erscheint, lässt sich doch nicht leugnen, dass Bourani mit seiner Show all das erfüllt, was man von ihm erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Scheint zu reichen. Vor allem die Frauen liegen dem charmanten Sänger zu Füßen, der nicht zuletzt dank seiner Jury-Tätigkeit bei „The Voice of Germany“ oder der Teilnahme an der Show „Sing meinen Song“ in aller Munde ist und der nun mit seiner „Die Welt von oben“-Tour von dieser medialen Omnipräsenz profitieren möchte. Dass ein neues Album derzeit noch in der Warteschleife hängt und das Repertoire somit mindestens zwei Jahre alt ist, ist dabei Nebensache. Es geht eh um die großen Hits. Um „Auf Uns“ natürlich, um „Auf anderen Wegen“, um „Astronaut“ und um „Hey“. All diese Pop-Titel, die irgendeinen Impuls in den Menschen auslösen, irgendetwas in ihnen berühren, selbst wenn sie mitunter nur haarscharf am Schlagerabgrund vorbeischrammen. Das ist die Kunst Bouranis: Immer den richtigen Ton zu treffen, ob er nun für gute Laune sorgen will und in seinem Kopf fantastische Welten entstehen lässt, oder ob er in melancholischen Tönen mehr über das as Loslassen als über das Festhalten räsoniert, ohne dabei den Kopf hängen zu lassen.

Letztlich ist es genau diese Gabe, die das Publikum liebt und für die es Bourani dankt. Tosender Applaus schallt am Ende des Konzerts über den KunstRasen, in den sozialen Netzwerken folgen weitere Lobeshymnen auf den wunderbaren Abend. Fans glücklich, Künstler zufrieden, der Veranstalter ebenfalls. Bourani hat wohl wirklich recht: Er und das Publikum scheinen in der Tat füreinander gemacht zu sein. Und damit ist ja dann alles in bester Ordnung.

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