Jugend Jazz Orchester Bonn: A handful of solos

Jeder darf, keiner muss: Die Tür für Soli steht den Mitgliedern des Jugend Jazz Orchesters Bonn (JJOB) jederzeit offen. Immerhin steht die Förderung von Talenten im Fokus des seit vier Jahren bestehenden Klangkörpers, der schon in der Vergangenheit wiederholt gezeigt hat, welches Potenzial in ihm steckt. Auch beim Sommerkonzert im LVR Landesmuseum nutzten einige Nachwuchsmusiker die Gelegenheit, um sich auszuprobieren und freizuspielen, um mutig zu improvisieren und sich ganz dem Jazz zu ergeben. Irgendwann muss man damit ja mal anfangen. Und immerhin werden die Bedingungen dafür immer besser – denn auch das JJOB als Ganzes ist erneut über sich hinausgewachsen.

Das Orchester präsentierte unter der Leitung von Thomas Kimmerle und Thomas Heck ein buntes, vielfältiges Programm, das Klassiker ebenso umfasste wie junge Kompositionen und stilistisch geschickt zwischen Soul, Blues, Latin und Swing balancierte. Geprägt von einer bemerkenswerten Dynamik verbeugte es sich vor Thad Jones und Billie Holiday, zitierte den Trompeter Dusko Goykovich (mit dem Kimmerle und Heck nur wenige Wochen zuvor selbst gespielt haben) und nahm auch ein Stück des Bonner Musikers Thomas Graf ins Repertoire auf. Letzteres erwies sich mit seinem schönen Drive und dem wiegenden Rhythmus ideal für das JJOB, das sich ohnehin im Midtempo-Bereich am wohlsten zu fühlen schien. „Stompin At The Savoy“ oder auch das zum Teil rhythmisch anspruchsvolle „A Handful Of Soul“ waren dankbare Kompositionen, ebenso wie Donald Fagens „The Goodbye Look“, bei dem immerhin auch mal eine junge Posaunistin solistisch glänzen konnte und somit erfreulicherweise die Dominanz der Männer in diesem Bereich durchbrach. Daneben griff das Orchester gerne auf Broadway-Nummern zurück, darunter auf die bezaubernde Ballade „Like Someone In Love“ und auf das Oscar-prämierte „Lullaby Of Broadway“, bei der ganz besondere Gäste hinzukamen: Ein Vokalensemble des Jazzchors der Uni Bonn hatte sich an einer Kooperation interessiert gezeigt und setzte dem wuchtigen Bläserklang feinen Gesang entgegen, der allerdings leider ein wenig unterging. Das soll in Zukunft besser werden – 2018 feiert das JJOB immerhin seinen fünften Geburtstag und spielt mit dem Gedanken, die Zusammenarbeit auszubauen. Eine neue Herausforderung für die jungen Musiker. Aber eine, die sie schon meistern werden. So wie immer.

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