Popa Chubby: Wie ein Fisch im Wasser

„Wisst ihr, warum ich der Catfish bin?“, fragt Popa Chubby und lacht. „Weil ein Catfish ein richtig schwerer Brocken ist, und der Chef in seinem Fluss.“ Attribute, die der massige Gitarrist ohne mit der Wimper zu zucken auch für sich selbst beansprucht. Zumindest an diesem Abend hat er damit Recht: In der ausverkauften Harmonie, wo der 56-Jährige seit 1995 regelmäßig auftritt, will ihm keiner seinen Platz streitig machen. Ganz im Gegenteil. Wenn es nach der Menge geht, könnte er ruhig immer weiter auf der Bühne thronen und sich in seinen orgiastischen Soli verlieren, diesen scheinbar nie enden wollenden Eskapaden zwischen Blues, Jazz und Rock, in denen Popa Chubby seinen Vorbildern huldigt, mal Steve Morse zitiert, mal Jimmy Page und dann wieder Wes Montgomery, ohne dabei den Kontakt zum klassischen Zwölftakter in seiner dreckigsten Form zu verlieren.

Der Blues von Popa Chubby kommt direkt aus der Bronx. Er schmeckt nach Diesel, nassem Asphalt und fettigen Burgern, ist geprägt von den harten Klängen von Led Zeppelin, Black Sabbath, Motörhead, für die der Gitarrist zu Beginn seiner Karriere kritisiert und für die er inzwischen umso mehr gefeiert wird. „Ich bin hier, um den New York Blues zu predigen“, ruft Popa Chubby, während seine Finger mit beeindruckender Eleganz über die Saiten tanzen. Da passt es ja, dass seine raue Stimme durchaus die Wucht eines James Brown aufweisen kann. Wenn er sie denn erklingen lässt. Doch allzu oft scheinen die Gesangspassagen nur als Ausrede zu dienen, um den Flossen für ein paar Augenblicke Ruhe zu gönnen. Eigentlich schade, vor allem da Popa Chubby ebenso gefühlvoll wie ekstatisch singen kann und auch dem Erzählen nicht abgeneigt ist. So erinnert er sich in der Harmonie an seine Ex-Freundin, die er bei einer Affäre erwischt hat, und kommt kurz darauf ins Phantasieren, bis er schließlich von einer bierbrüstigen Serviererin träumt – und sich letztlich doch wieder in ein Solo stürzt. Andererseits, auf die versteht er sich einfach am besten. Gut, er könnte ruhig mal ein bisschen kürzer treten und seinen beiden neuen Begleitmusiker an Bass und Schlagzeug ein paar Freiräume bieten. Aber andererseits kann es an diesem Abend nur einen Catfish geben. Nur einen, der den Ton angibt, nur einen, dem das Publikum zujubelt und Bier spendiert, bis nach zweieinhalb Stunden schließlich die Audienz endet. Und der Blues-Wels zum nächsten Teich weiterschwimmt.

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