Blues Giants: Zwölf Saiten und ein Halleluja

Ein ganz schön großer Name für eine erst vor einem Jahr zusammengewürfelte Band. Blues Giants. Das ist mal selbstbewusst. Und doch gar nicht so unberechtigt. Denn auch wenn die Bandmitglieder den Rang von Giganten bislang nicht erreicht haben, steht doch außer Frage, dass sie allesamt in der Spitzenklasse mitspielen können. Was sie bei ihrem Konzert in der Harmonie auch mit Nachdruck beweisen. Zwei Ausnahmegitarristen, ein exzellentes Rhythmus-Duo und ein sowohl körperlich als auch stimmlich enorm beweglicher Sänger zelebrieren den Blues ebenso kraftvoll wie ehrlich, sprechen Herz, Seele und Beine gleichermaßen an und sorgen so für einen Genuss der besonderen Art.

Vor allem Sugarray Rayford ist ein Erlebnis: Der wuchtige Frontmann mit dem Power-Organ hat auf der Bühne sichtlich Spaß, spielt mit dem Publikum, verteilt Fist Bumps, klatscht ab und schwingt dabei immer wieder die Hüften wie ein singender Brummkreisel. Mühelos dominiert er den Saal, jagt seine fantastische Stimme bis in die letzte Ecke, mal aus tiefster Kehle röhrend und dann wieder beinahe zärtlich jeden Ton umschmeichelnd. Kein Wunder, dass sich Rayford gleich fünf Nominierungen für die Blues Music Awards 2017 sichern konnte, darunter die für den besten Entertainer – und die für den besten zeitgenössischen Blues-Künstler. In der letztgenannten Kategorie hat er jedoch eine starke Konkurrenz: Unter anderem die beiden Gitarristen des Abends. Sowohl Mike Zito, der in der Vergangenheit in Bonn sowohl mit als auch ohne die Royal Southern Brotherhood für Begeisterung gesorgt hat, als auch Albert Castiglia zeigen sich in dieser neuen Formation in Bestform, sprühen vor Improvisationsfreude und Virtuosität. Wuchtig-erdige Soli voller Energie und Leidenschaft strömen aus den insgesamt zwölf Saiten der beiden, die unter dem Jubel des Publikums gleichermaßen zu ihrem Recht kommen und sowohl ihre Gitarren- als auch ihre Gesangskünste voll ausloten können. Bassist Willie J. Campbell und Drummer Jimi Bott (der in diesem Jahr ebenfalls eine Blues-Award-Nominierung erhalten hat) zaubern derweil das dafür notwendige Fundament mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Doch schon eine ziemlich gigantische Leistung.

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