Let's Burlesque: Verführung mit Witz und Klasse

Schärfer als Wasabi, prickelnder als eine Flasche Champagner, heißer als ein orgiastisch eruptiver Vulkan: Evi und das Tier haben mit ihrer erotischen Show „Let's Burlesque“ das bis auf den letzten Platz gefüllte Pantheon für einen Abend in einen ebenso verführerischen wie vergnüglichen Sündenpfuhl verwandelt, einen Ort, in dem alles erlaubt zu sein scheint, was erregt und verführt. Mieder fliegen, Schampus spritzt, nackte Haut trifft Glanz und Glitzer, all das mit einem herzhaften Augenzwinkern. Und Klasse. Sehr viel Klasse. Denn Miss Evi und ihrer achtköpfigen Truppe geht es weniger um die Lust an sich als vielmehr um das Spiel mit selbiger, um das kecke, kokette, frivole und wunderbare Jonglieren mit Emotionen in einer sämtliche Schubladen zerbrechenden Bühnenwelt. Das ist die Art von Burleske, die die Maîtresse de Plaisir mit der phänomenalen Stimme und dem bewusst überzeichneten Auftreten pflegt. Was vor allem für eins sorgt: Jede Menge Spaß.

Humor, Musik und Erotik gehen an diesem Abend Hand in Hand. Auf der einen Seite schmettert Evi ein Lied nach dem anderen, mühelos zwischen den Oktaven springend, mal röhrend und dann wieder verschüchtert gurrend, während ihr Bühnen- und Ehepartner Mister Leu, das Tier im Bandnamen, als virtuoser Tastenmagier, brillanter Scat-Künstler und überragender Sänger mit der perfekten Mischung aus Wucht und Schmelz immer wieder für frenetischen Szenenapplaus sorgt. Auf der anderen Seite bieten die ebenso heißen wie erfahrenen Burlesque-Tänzerinnen mit ihren Entblätterungskünsten ein Fest für die Sehnerven: Die Japanerin Erochica Bamboo, „anmutiger als eine Kirschblüte und schärfer als Wasabi“, versteckt unter dem braven Geisha-Mantel die Intensität einer Tigerin, die sich schnell Bahn bricht; die kurvenreiche Miss Honey Lulu genießt Glitter, Glamour und feucht spritzenden Schampus (für diese Nummer werden sogar Handtücher und Regencapes in den ersten Reihen verteilt); und Tara La Luna vollzieht die Wandlung von Marlene Dietrich zur jungen Sophia Loren mit beeindruckender Eleganz, auch wenn bei ihr der Funke nicht so recht überzuspringen scheint. Für die weiblichen Gäste tritt zudem Robert Choinka auf, der als dreckiger Automechaniker mit feinem Witz Klischee und Gegensatz in Personalunion ist. Dass diese Equilibristik mit einer klassischen Burlesque-Show nur bedingt zu tun hat – geschenkt. Hauptsache, die Nummer wirkt. Und das tut sie.

All das wäre ohne eine exzellente Band nicht möglich. Robin Draganic haut als Doktor Jazz in die Bass-Saiten, David Tröscher lässt die Sticks über die Toms und Becken wirbeln, Mister Leu verzaubert am Klavier – und Saxofonist Ben „King“ Perkoff bringt mit seinen Soli nicht nur den Saal und ausgewählte Damen in selbigem, sondern auch Miss Evi in bester „Harry und Sally“-Manier zum gespielten Orgasmus. Genüsslich zelebrieren die Musiker jeden Ton, ergeben sich Jazz und Swing, verbeugen sich vor Sting („Moon Over Burbon Street“) und Tom Waits („Waltzing Mathilda“), die Ohren der Zuschauer in den selben Zustand der Erregung bringend wie den Rest der elektrisierten Körper. Auch das ist Burlesk. „Es geht uns um das Erleben besonderer Momente voller Energie und Spannung“, sagt Miss Evi denn auch. Und kann zufrieden sein: Nach gut zweieinhalb Stunden haben sie und ihre wilde Truppe mit ihrer glamourösen, vulkanesken, selbst-ironischen Show dieses Ziel mehr als erreicht. Das Publikum ist aus dem Häuschen, spendet am Ende gar stehende Ovationen und kann sich bereits jetzt auf nächstes Jahr freuen. Dann nämlich, so verspricht Miss Evi, kommt „Let's Burlesque“ wieder nach Bonn.

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