Gerd Dudenhöffer: Die Kapp der Angst

Fremdenfeindlich? Ist Heinz Becker mit Sicherheit nicht! Diesen Vorwurf weist der Mann mit der Batschkapp rigoros von sich. Wo käme man denn da hin? Nein, fremdenfeindlich ist er keinesfalls. Höchstens vorsichtig. Man kennt diese Leute ja nicht, die da seit Jahren als Gastarbeiter oder Flüchtlinge ins gelobte Will-kommen-Land ziehen. „Früher war der Schwarze Mann ein Kind aus der Nachbarschaft, heute ist der echt“, sagt Becker, der mal wieder im voll besetzten Pantheon seine Lebensweisheiten präsentiert. „Und wenn er kommt? Dann laufen wir eben.“ Könnte ja ein Terrorist sein. Und auch wenn es keine hundertprozentige Sicherheit für einen Anschlag gibt, geht der 66-Jährige lieber auf Nummer sicher. Das hat er inzwischen gelernt, nicht zuletzt dank seiner langjährigen Ehe mit Hilde. „Ich hab lieber Angst und weiß warum, als weltoffen zu sein und den Überblick zu verlieren.“

Doch dieser Spießer und Dummschwätzer ist nur die erste Schicht einer Kunstfigur, mit der Satiriker Gerd Dudenhöffer seit 34 Jahren erfolgreich auf den deutschen Bühnen unterwegs ist. Der Becker-Heinz mit seinen Stammtisch-Parolen, der scheinbar tollpatschig in jedes Fettnäpfchen tritt und vergangenen Zeiten hinterhertrauert, als die Welt noch einfacher und begreifbarer war, ist gleichsam Zerr- und Spiegelbild einer immer engstirniger werdenden Gesellschaft, die ihre Ängste hinter Polemik, Zorn und Egoismus versteckt. Für diese Haltung zeigt der saarländische Dauernörgler Verständnis, nur um sich zugleich von den radikalen Positionen am rechten Rand abzugrenzen. „Die AfD ist wie eine Unterhose: Wenn man sie nicht von Anfang an ordentlich wäscht, kriegt man das Braune nicht mehr raus“, sagt Becker etwa.

In seinem aktuellen Programm „Vita. Chronik eines Stillstands“ schickt Dudenhöffer sein Alter Ego zurück in die Vergangenheit, lässt ihn sich erinnern an die erzkonservativen Eltern und an all die verstörenden Entwicklungen, die das scheinbar so geregelte Leben aufwühlten, von den Studentenunruhen und der RAF über Oswald Kolle bis hin zu den bereits erwähnten Gastarbeitern. Umwälzungen, mit denen Traditionalisten nicht umgehen können. Und Heinz Becker will sich am allerwenigsten ändern. Es soll einfach alles so bleiben, wie es ist. Ohne fremde Einflüsse. Die stören nur, bringen Unruhe und Ärger. Zum Schluss könnte es noch irgendwann heißen, dass Becker seine Kappe absetzen muss. Und das wäre dann ja wohl endgültig der Untergang des Abendlandes.

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